Am Freitag vor dem Palmsonntag, 26. März 2021 wurde der diesjährige Ökumenische Passionsgottesdienst im Eisenstädter Martinsdom gefeiert, dem Bischof Dr. Ägidius J. Zsifkovics und Superintendent Mag. Manfred Koch vorstanden. Dabei wurden auch Kerzen im Gedenken an jene 242 BurgenländerInnen entzündet, die im vergangenen Jahr an COVID-19 verstorben sind.
Bischof Zsifkovics und Superintendent Koch sind während des ökumenischen Gottesdienstes besonders auf das von Mag. Heinz Ebner angefertigte Fastentuch eingegangen, das die Pandemie mit dem Leiden Christi in Verbindung bringt.
“Wegen der Pandemie feiern wir als kleine Schar stellvertretend für viele Christen in unserem Land diesen ökumenischen Passionsgottesdienst hier im Martinsdom in Eisenstadt im Blick auf Ostern und auf das gemeinsame Jubiläum ‘100 Jahre Burgenland’”, hob Bischof Dr. Zsifkovics hervor und übermittelte den evangelischen Mitchristen im Burgenland seine Glückwünsche zur kürzlich erfolgten Wahl des neuen Superintendenten Dr. Robert Jonischkeit und gratulierte auch dem neuen Superintendenten. Zugleich dankte er dem amtierenden Superintendenten Koch für das gute ökumenische Miteinander sowie für das Vertrauen, die freundschaftliche und brüderliche Zusammenarbeit.
In der Predigt wies Bischof Dr. Zsifkovics im Hinblick auf das Evangelium auf drei Dinge hin, die wir alle auch aus unserem Leben kennen
1. Das Gefühl der Gottverlassenheit - kannte auch Jesus. Er ist uns nahe, kann mit uns mitfühlen, kennt unsere Sorgen und Nöte. Das Gefühl der Gottverlassenheit kennen auch wir seit einem Jahr als uns die Corona-Pandemie erreichte und wir alle seither mit dieser heimtückischen Krankheit und ihren Folgen zu kämpfen haben. Die vielen Maßnahmen und Einschränkungen im persönlichen, gesellschaftlichen und auch religiösen Leben erzeugen in uns große Ungeduld, Frustration, Resignation, vor allem aber das Gefühl der Gottverlassenheit in dieser schwierigen und aussichtslosen Situation.
Das Gefühl der Gottverlassenheit kannte auch unser Land als es vor 100 Jahren von Ungarn zu Österreich kam und als Burgenland seine Identität suchte, nach Eigenständigkeit, dem nackten Überleben rang.
Das Gefühl der Gottverlassenheit kennen wir auch in unseren Kirchen: die rasante Säkularisierung und damit einhergehende Glaubensverdunstung, die mühsame Glaubensweitergabe an die junge Generation, sinkende Mitgliederzahlen und Finanzen, Baulasten und vieles andere mehr.
Das Gefühl der Gottverlassenheit kennen wir auch in der Ökumene – und auch persönlich - eine unerwartete Krankheit, der Bruch einer Ehe oder Freundschaft, der Verlust des Arbeitsplatzes oder eines lieben Menschen.
2. Spott und Verhöhnung- ist Jesus und seine Kirche durch alle Zeiten der Geschichte bis heute ausgesetzt. Dabei erinnerte Bischof Dr. Zsifkovics an die verfolgten Christen, deren Zahl nie höher war als heute! “Gerade in der Ökumene der Märtyrer geben wir Christen gemeinsam Zeugnis vor der Welt.”
Christsein heute in unserer modernen und säkularen Welt bringt uns wohl auch oft Unverständnis, Belächeln, Ablehnung, Spott und Hohn.
Gerade als Einzelne und auch als Kirchen werden wir manchmal zu Recht, manchmal auch zu Unrecht vorverurteilt, schlechtgemacht, verspottet und verhöhnt. Christsein lebt vom Blick auf das Kreuz, von den Sakramenten, der kirchlichen Gemeinschaft und vor allem vom Gebet sowie von der gegenseitigen Hilfe, Nächstenliebe u. Solidarität.
Auch unser junges Burgenland erfuhr am Beginn seines Werdens Spott und Hohn – nur wenige glaubten, dass aus diesem kleinen Rest einmal eine blühende Region im Herzen Europas wird.
Dank vieler, die bereit waren und auch heute bereit sind kraft ihres Glaubens an Jesus Christus, des Zusammenhalts und der gegenseitigen Hilfe konnte unser Burgenland vom Armenhaus Österreichs zum „Herzeige-Land“ in vielen Bereichen werden – auch die Kirchen und die Gläubigen leisten bis heute dazu ihren Beitrag!
Spott und Hohn erleben wir auch in dieser Pandemie - viele halten sich an die Maßnahmen, manche ignorieren sie, spotten dabei über alles.
3. Das christliche Zeugnis im Alltag- wir alle sollen für Jesus heute dort, wo wir leben und arbeiten als Einzelne, als Christen und auch als Kirchen für ihn Zeugnis ablegen. Das ist die erste Aufgabe unserer Kirchen - die Menschen von heute zum Blick auf Jesus führen, sie mit ihm in Berührung bringen, in ihnen den Glauben zu wecken und sie zum Zeugnis für Jesus anleiten.