Am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel, dem 15. August 2021 jährte sich zum 60. Mal, dass der erste Diözesanbischof von Eisenstadt DDr. Stefan László die junge Diözese Eisenstadt – sie war vor einem Jahr am 15. August 1960 zur Diözese erhoben worden – der Gottesmutter Maria weihte. Dieses Jahr hat an diesem bedeutenden Jahrestag Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics die Weihe bei einem Festgottesdienst in der Eisenstädter Bergkirche um 10:15 Uhr erneuert.
Bischof Zsifkovics hat dabei ausgehend von den liturgischen Lesungen und Evangelium vom Fest eine aktuelle Botschaft in der gegenwärtigen Situation formuliert.
Er verwies auf die Offenbarung des Johannes, in der der Apostel Johannes mit einer gewaltigen Symbolsprache ein Visionsbild mit Blick auf die Situation der Kirche seiner Zeit, der zweiten und dritten christlichen Generation, zeichnet. Er sieht am Himmel eine gebärende Frau und den großen feuerroten Drachen. Die Frau steht für das Volk Gottes, aus dem der Retter, Jesus Christus, hervorgeht. Der Drache verkörpert das Böse, Hass und todbringende Gewalt. Er tut alles, um das Kind zu verschlingen. Er verfolgt die Frau, d. h. das Volk Gottes, die Kirche – der Kampf zwischen Gut und Böse.
Das Bild des Johannes ist zeitlos. Auch heute gibt es den Kampf von Gut und Böse: Christenverfolgungen in vielen Teilen der Welt, den barbarischen Mord eines Ordensmanns dieser Tage in Frankreich; christliche Symbole, Haltungen u. Werte werden immer mehr aus unserer Gesellschaft verdrängt, belächelt und medial oft missbraucht werden; an die Nöte der Kirche in der Welt von heute; dazu kommen unsere persönlichen Nöte; groß sind auch die Herausforderungen unserer Zeit: die Corona-Pandemie und der Klimawandel mit ihren Auswirkungen ...
Johannes will mit seinem Bild keine Angst schüren, im Gegenteil, er will Mut machen, indem er uns sagt: Der Drache konnte den Sohn der Frau nicht verschlingen. Das Kind hat den Drachen besiegt und ihn aus dem Himmel vertrieben. Auf der Erde setzt der Drache noch dem Volk Gottes, der Kirche, zu. Ihr Leiden ist Zeichen des göttlichen Sieges über das Böse und wird nicht ewig dauern.
Dieses Fest lehrt uns, auf Maria zu schauen als „Zeichen der Hoffnung und des Trostes“. Maria als apokalyptische Frau steht dafür, dass sich das Gute durchsetzen und Gott unsere Leiden u. Schmerzen überwinden wird. Dieser Blick auf Maria hat schon vielen Menschen Kraft in ihrer ganz persönlichen Not gegeben. Denn auch Maria blieb das Leiden des Volkes Gottes im Leben nicht erspart.
Das heutige Hochfest ist daher kein Tag der Angst und der Ohnmacht, sondern vielmehr ein Tag gegen die Angst und ein Tag der Hoffnung. Es ist ein Tag, der auf Gott schaut, der sein Volk nicht im Stich lässt. Gottes Handeln an Maria macht uns Mut, den Weg des Glaubens auch heute konsequent weiterzugehen und sich vor dem Kampf mit dem Drachen im Alltag nicht zu fürchten, sondern ihn aufzunehmen.
Im Blick auf Maria ist von uns Christen, gläubigen Menschen und als Kirche dabei das glaubwürdige Zeugnis im täglichen Leben gefordert.
Es ist kein einfacher Weg und keine leichte Aufgabe. Da braucht es Mut, Beweglichkeit, Kreativität u. Flexibilität, vor allem aber Geduld und den langen Atem. Es ist ein Kampf, weil wir belächelt, beschimpft, angefeindet, verfolgt werden.
Aber, wo sind wir heute als Christen u. Kirche besonders gefordert?
Es sind vor allem 3 Dinge, die wir auch von Maria lernen können:
Pflegen wir einen einfachen Lebensstil, als Beitrag gegen den Klimawandel.
Finden wir wieder Lust und Geschmack am Glauben.
Bei der Weihe unserer Diözese vor 60 Jahren an die Gottesmutter hier am Oberberg haben laut Fotomaterial tausende Menschen vor der Bergkirche mitgefeiert, jetzt treten in unserer Diözese jedes Jahr ca. 1400 Personen aus der Kirche aus. Die Gründe dafür sind vielfältig, auch die Kirche hat ihren Anteil daran. Christen können nur Lust und Geschmack am Glauben haben, wenn sie eine lebendige Beziehung zu Jesus haben und diese auch in ihrer Familie und Pfarrgemeinde leben.
Setzen wir uns für das Leben ein und verdrängen wir nicht den Tod.
Niemand von uns kann aus eigener Kraft sein Leben hervorbringen oder verlängern. Geburt u. Tod sind unserer Einflussnahme entzogen. Vielleicht hatten frühere Generationen deshalb ein unbefangeneres Verhältnis zum Tod, weil sie auf dem Land in direkter Abhängigkeit von Leben u. Sterben, von Wachsen u. Vergehen in der Natur lebten. Die Angst des heutigen Menschen vor dem Tod zeigt sich im Umgang mit Sterbenden und dem Tod.
Christen wissen, dass sie das Leben von Gott empfangen und in Gott ihr Ziel und ihre Vollendung finden – sie sind immer für das Leben! Das heutige Fest Mariä Aufnahme in den Himmel sagt: der auferweckte Christus will sein vollendetes Leben bei Gott nicht für sich behalten, er will es allen weiterschenken die zu ihm gehören, zuerst Maria, seiner Mutter, dann auch uns allen.
Nach seiner Predigt, sprach Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics das Gebet zur Marienweihe unserer Diözese.