Ein Zeugnis ihres Glaubens und nicht nur Tradition – das sind die gemeinsamen Wallfahrten der Burgenländischen Kroaten, betonte Bischofsvikar Kan. Mag. Željko Odobašić bei der diesjährigen Kroatenwallfahrt am 18. und 19. September in Loretto.
Obwohl wegen der Corona-Pandemie diese älteste Kroatenwallfahrt zur Scherzhaften Muttergottes 2020 nicht stattfinden konnte, kamen diese Jahr wiederum die kroatischen Gläubigen zahlreich zur gemeinsamen Feier nach Loretto. „Als zur Zeit von Kaiser Josef II. die Wallfahrten verboten waren, waren es die Kroaten, die die Wallfahrt nach Loretto wiederbelebt haben. Und sie übernahmen auch gleich ein Fest: das Gedächtnis der Scherzhaften Muttergottes“, stellte der Rektor der Basilika von Loretto EKan. P. Mag. Stefan Vukits OMV, selbst ein burgenländisch-kroatischer Priester, fest und freute sich über die große Zahl der Gläubigen. Und so ist es auch jetzt nach der Corona-Pandemie. „Es ist vieles geschehen und wir wissen nicht, was uns noch erwartet, aber wir können alles in die Hände der Muttergottes legen“, ermutigte P. Stefan.
Herzlich begrüßt von P. Stefan wurden auch die Gruppen von Fußpilgern aus den umliegenden kroatischen Pfarren des nördlichen Burgenlandes. Besondere Gäste kamen aber aus Bosnien und der Herzegowina: die Ordensschwestern „Dienerinnen des Kindes Jesu“ der Provinz Sarajewo. Sie besuchten auch ihre Mitschwestern, die im Burgenland und in der Diözese Eisenstadt im Bischofshof und im „Haus St. Martin“ in Eisenstadt arbeiten und wirken. Der Chor der Schwestern unter Leitung von Prof. Marko Stanušić gestaltete mit ihrem schönen Gesang die Abendmesse am Samstag und den Hauptgottesdienst am Sonntag. Die Gläubigen hörten mit offenem Herzen und Ohren aufmerksam den Schwestern und ihren schönen Gesängen zu.
Die Wallfahrt begann am Samstag um 18:00 Uhr mit dem Rosenkranzgebet der Gläubigen. Zur hl. Messe um 19:00 Uhr kamen auch die kroatischen Priester, um mit den Gläubigen gemeinsam zu beten und mit MMag. Stefan L. Jahns, dem Pfarrmoderator von Wulkaprodersdorf, Antau, Trausdorf und Oslip zu konzelebrieren.
In seinem Grußwort drückte Bischofsvikar Kan. Željko Odobašić seine Freude darüber aus, dass die Wallfahrt wieder gefeiert werden kann. Dieses Jahr lud er Schwestern aus Sarajevo ein, damit sie uns mit ihren Charismen bereichern und uns zeigen, dass es Hoffnung gibt. In Sarajevo kümmern sich die Schwestern nämlich um Kinder, die von ihren Eltern nicht aufgezogen werden wollen oder können. Die Schwestern versorgen diese Kinder bis zum Erwachsenwerden. So geben die Schwestern diesen Kindern den Glauben und die Hoffnung weiter. Heute mögen sie uns mit ihrer Freude beschenken.
In der Predigt zeigte MMag. Jahns auf die Muttergottes, deren Leben uns lehrt, was es bedeutet heilig zu sein. Maria stand unter dem Kreuz Jesu, jene aber, die die Wunder Jesu gesehen hatten, seine Jünger, haben ihn verlassen. Es ist nämlich Zeichen wahrer Liebe, dass sie stärker ist als die Angst und sich in der Not erweist. MMag. Jahns rief die Gläubigen auf, immer mit Jesus in enger Verbindung zu bleiben, nicht nur in schweren Zeiten. Er sprach auch über die Herausforderung, sein Kreuz auf sich zu nehmen, und verwies auf den Sinn des Leidens für andere und für die Welt … Aber in der Not und unter dem Kreuz sind wir nicht allein. Jesus gab und Maria am Kreuz zur Mutter. „Wir haben eine Mutter im Himmel, die uns liebt und tröstet und bei ihrem Sohn Fürsprache für uns einlegt. Seien wir dankbar, dass wir sie haben. Empfehlen wir ihr alle unsere Sorgen, besonders die Kranken und Betrübten an“, betonte MMag. Jahns und lud ein, geduldig sein Kreuz zu tragen.
Ein bewegendes Erlebnis war die Lichterprozession nach der Messe um den Hauptplatz unter Leitung von Bischofsvikar Kan. Mag. Odobašića und Kan. Msgr. Thomas Krojer, der die Lieder und Gesänge leitete. Mit dem “Engel des Herrn” und dem Marienlied “Zdrava Diva” endete die nächtliche Feier. Der Einladung zum Nachgebet folgte eine kleine Gruppe von Gläubigen bis Mitternacht.
Mit einem schönen sonnigen Tag beschenkte der Himmel die Gläubigen, die auch am Sonntag zur Wallfahrt nach Loretto kamen.
Um 8:00 Uhr feierte auch eine schöne Zahl von Gläubigen aus Loretto und anderen deutschsprechenden Pfarren. „Was man der Sprache wegen nicht verstehen kann, das kann man mit dem Herzen fühlen“ - in diesem Sinne begrüßte P. Stefan Vukits OMV zweisprachig die Gläubigen und feierte die Messe weiter in kroatischer Sprache. Auch die Melodien der kroatischen Lieder, die Kantor Stefan Bubich an der Orgel spielte, und die kroatischen Gläubigen gerne sangen, waren für jeden ein Zugang. Das drückte sich auch im Wunsch der anwesenden Gläubigen aus, zur Erinnerung das Feierheft mitzunehmen, das wie immer hat auch diesmal das Kroatische Vikariat herausgegeben hat. In der zweisprachigen Predigt befasste sich P. Stefan Vukits OMV mit dem Sonntagsevangelium. Er betonte die Ermahnung Jesu, den Reichtum nicht zum Sinn und Ziel des Lebens zu machen. Geld und Erfolg dürfen nicht an die Stelle Gottes treten.
Auf die Verschiedenheit der beiden Welten in Österreich und in Bosnien verwies Bischofsvikar Kan. Mag. Željko Odobašić bei der Messe um 10:00 Uhr, hob aber hervor, dass wir alle gemeinsam leben und an den einen Gott glauben. In der Predigt sprach er über die Tatsache, dass es das Böse auf der Welt gibt und machte einen Antwortversuch auf die Frage vieler Menschen: Warum gibt es soviel Böses auf der Welt, Kriege und Gewalt …? In einem bildhaften Beispiel zeigte er den Anwesenden, dass alle Menschen Kinder Gottes sind und dass Gott sie alle liebt.
Am Ende der Messe, die vom Schwesternchor gesungen wurde, dankte Bischofsvikar Kan. Odobašić den ehrwürdigen Schwestern und Prof. Stanušić für ihr Kommen und die Gestaltung der gemeinsamen Wallfahrt der Burgenländischen Kroaten. Auch die Schwestern dankten Bischofsvikar Odobašić für die Einladung und übergaben ihm ein Bild als Geschenk. Nach dem Schlusssegen gaben die Schwestern ein kurzes Konzert mit kroatischen Volksliedern und Schlagern.
Die Wallfahrt endete mit einer Andacht um 14:00 Uhr, bei der auch noch eine schöne Zahl von Gläubigen teilnahm, wenn auch wegen der Pandemie der Jahrmarkt nicht stattfand. So konnten sich die Gläubigen noch einmal mit Gebet und gemeinsamen Liedern der Fürsprache der Schmerzhaften Muttergottes und der Lieben Frau von Loretto anempfehlen. Diakon Mag. Georg Vukovich sprach in der Predigt die aktuellen Herausforderungen an, wie wir Gläubigen heute eine Minderheit unter dem Kreuz sind und zeigte auf, dass es nicht um Zahlen geht, sondern rief auf, auf Gott zu schauen und zu glauben, dass er das letzte Wort hat.
Das letzte Wort bei der Wallfahrt war ein Wort des Dankes, das Bischofsvikar Kan. Odobašić allen Gläubigen sagte, die gekommen waren, sowie allen, die mitgestaltet haben: den Priestern, der Pfarre und den Patres von Loretto, den ehrwürdigen Schwestern aus Sarajevo, Kantor Stefan Bubich und dem Kroatischen Vikariat, und lud zur letzten diesjährigen Kroatenwallfahrt am Oberberg in Eisenstadt am 3. Oktober 2021 ein.
Der letzte Gruß an die Muttergottes war das Wallfahrtslied beim Abschied vom Wallfahrtsort. Dabei gingen nach altem Brauch die Gläubigen um den Altar und empfingen vom Rektor der Basilika P. Stefan Vukits OMV den Segen mit der Kreuzreliquie.