Mit einem Festgottesdienst und einer "Dankandacht" im Eisenstädter Martinsdom hat die Diözese Eisenstadt am Donnerstag, 11. November das Martinsfest begangen.
Gläubige aus allen Teilen der Diözese kam zur Messfeier, bei der auch Vertreter der Landesregierung, der Gemeinden und des öffentlichen Lebens teilnahmen. Mitgefeiert hat auch em. Bischof Dr. Paul Iby, Diakone, der Pfarrseelsorger der Diözese, Seminaristen, Ordensleute, sowie der neue Superintendent Dr. Robert Jonischkeit.
Bischof Ägidius Zsifovics rief in seiner Predigt zu mehr Solidarität und zur Covid-Impfung auf. Im Blick auf den Hl. Martin hob der Bischof drei Grundhaltungen hervor: Anhalten und Stehenbleiben, Herabsteigen und Zuwenden sowie Helfen und Teilen.
Bischof Zsifkovics: "Die Menschen wollen heute weder in der Politik, noch in der Kirche herumlaufende, phrasendreschende und unpersönliche Funktionäre, sondern ansprechende Menschen. Das ist nur möglich, wenn wir im Alltagsstress wieder Anhalten, einander ernst, uns füreinander Zeit nehmen."
Gerade die Pandemie zeige zudem deutlich, "wo wir als Einzelne, als Institutionen und als Kirchen vom hohen Ross heruntersteigen und wem wir uns heute besonders zuwenden müssen: den Verlierern, Armen, Notleidenden, Ausgegrenzten, Kindern, Kranken und Alten, vor allem Menschen auf der Flucht vor Hunger, Krieg, Verfolgung, Klimawandel." Kirche und Gesellschaft wären anziehender und lebenswerter, "wenn wir alle vom hohen Ross herabsteigen und uns den Mitmenschen zuwenden würden", so der Bischof. "Herabsteigen vom hohen Ross" bedeute aber auch, einen einfachen und nachhaltigen Lebensstil zu pflegen.
Schließlich ging Bischof Zsifkovics in seiner Predigt auch auf die zahlreichen großen Hilfs- und Solidaritätsaktionen in der Geschichte des Burgenlandes ein; etwa beim Auf-und Ausbau des Landes nach den beiden Weltkriegen, 1956 als tausende Ungarn aus ihrer Heimat flohen, 1989 als sich der Eiserne Vorhang öffnete oder bei der Flüchtlingswelle 2015. "In diesen Situationen haben sich die Institutionen und Menschen unseres Landes und unserer Kirchen bewährt, geholfen und geteilt und trotz Kritik und Unverständnis vieler Zeitgenossen, helfen und teilen wir auch heute mit Menschen in Not und auf der Flucht", so der Bischof. Nachsatz: "Helfen und Teilen kann in Zeit der Corona-Pandemie auch heißen: Lass Dich impfen - Du hilfst Dir und Du hilfst auch Deinem Nächsten!"
Zu dem Festgottesdienst im Martinsdom habe der Bischof gemeinsam mit dem Präsidium der Katholischen Aktion (KA) geladen. Die Dommusik St. Martin unter der Leitung von Dom- und Diözesanmusikdirektor Thomas Dolezal gestaltete den Gottesdienst musikalisch. Im Anschluss werden Martinskipferl gesegnet und verteilt.
"Dankandacht" im Dom
Am Donnerstagnachmittag folgt im Dom eine "Dankandacht" mit Kurzimpulsen von Generalvikar Mag. Michael Wüger sowie KA-Präsident Dr. Peter Goldenits. Generalvikar Wüger plädierte dabei dafür, die mit der Pandemie verbundene Ungewissheit in Gemeinschaft und im Glauben auszuhalten. Populistische Ansagen könnten die Ungewissheit nicht beseitigen, sagte Wüger. Und er fügte hinzu: "Ungewisse Situationen und Lebenslagen bringen Menschen neu zusammen. Sie wecken die Sehnsucht nach Gemeinschaft und den innigen Wunsch nach Freiheit. Schließlich öffnen sie neue Wege der Nächstenliebe und der Solidarität. Von daher gibt es nur ein Mittel gegen die Ungewissheit: sie gemeinsam auszuhalten, auf Gott zu vertrauen und so der Zukunft zu trauen."
Es brauche eine Zeit und einen Ort, "wo die Ungewissheiten, wo unser Sein und Dasein, das Menschsein und das Christsein Platz haben und aufgehoben sind": den Sonntag und die Feier der Eucharistie in den Kirchen.
Der Generalvikar plädierte zudem dafür, in der Kirche mehr auf die Kinder und Jugendlichen zu hören: "Ihre oft unvoreingenommen Stimmen darf ein synodaler Weg in die Zukunft nicht überhören."
KA-Präsident Goldenits hob die Bedeutung der Gemeinschaft hervor: "Wir haben eine gelebte Gemeinschaft, wir sind verbunden im Glauben und dieser Zusammenhalt gibt uns Kraft und Zuversicht. Das alles wird aber erst möglich, weil viele ehrenamtliche und auch hauptamtliche Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder aktiv in unserer Diözese mitmachen." Sie alle seien "das solide Fundament, die Säulen, die unsere Kirche im Burgenland tragen".
Im Rahmen der Dankandacht fanden auch eine Bildpräsentation zu "100 Jahre Burgenland - 60 Jahre Diözese Eisenstadt" sowie die Verleihung päpstlicher und diözesaner Auszeichnungen statt. Für die Musik sorgten der Chor der Stadtpfarre Pinkafeld, die Neusiedler Männerschola, die Tamburizza Pama und Neudorf und der Kirchenchor Kaisersteinbruch.