Der Umgang mit Flüchtlingen in Europa und der Dialog zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen prägten die Reise von Papst Franziskus nach Zypern und Griechenland. Die Visite von 2. bis 6. Dezember war die 35. Auslandsreise des Pontifex.
Der erste Programmpunkt des knapp zweitägigen Papstbesuchs auf der Insel galt den katholischen Christen. Franziskus traf sie in der maronitischen Kathedrale Unserer Lieben Frau von den Gnaden, in der zyprischen Hauptstadt Nikosia. Dort traf er auch Priester, Ordensleute, Katechisten und Diakone der kirchlichen Vereinigungen und Verbände.
Das maronitische Kirchenoberhaupt begrüßte den Papst. "Wir brauchen eine Kirche, die sich von Veränderungen nicht erschüttern und stören lässt", so Franziskus, sondern die "das Neue gelassen aufnimmt und die Gegebenheiten im Licht des Evangeliums erwägt". Die Kirche in Zypern habe diese offenen Arme, lobte Franziskus: "Sie nimmt auf, integriert und begleitet."
Die anwesenden Bischöfe rief Franziskus auf, als Hirten Gott im Gebet zu suchen. An die Priester gewandt bat er darum, Geduld mit den Gläubigen zu haben. "Seid niemals strenge Richter, sondern immer liebevolle Väter", so Franziskus. Gott selbst werde nicht müde zu vergeben. So brauche es abgesehen von der Geduld auch Geschwisterlichkeit, wie es sie zwischen dem Apostel Paulus und Barnabas gegeben habe. Aber es gehe nie darum, sich zu bekriegen, sondern darum, die Lebendigkeit des Geistes auszudrücken, so der Pontifex.
Papst Franziskus rief die Bewohner der gespaltenen Insel Zypern dringlich zum Dialog auf. "Wir wissen, dass es kein leichter Weg ist; er ist lang und kurvenreich, aber es gibt keine Alternative, um Versöhnung zu erreichen", sagte das Kirchenoberhaupt am Donnerstagabend vor Vertretern der Regierung, Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps in Zyperns Hauptstadt Nikosia.
Er sei als Pilger in ein "geografisch kleines, aber geschichtsträchtiges Land gekommen", so Franziskus weiter. Eine Insel, die über die Jahrhunderte Völker nicht isoliert, sondern verbunden habe.
"Wenn wir unter uns gespalten bleiben; wenn je der nur an sich selbst oder an die Seinen denkt; wenn wir uns nicht zusammentun, nicht miteinander reden, nicht gemeinsam gehen, können wir von unserer Blindheit nicht vollständig geheilt werden", sagte Franziskus am Freitag bei einem Gottesdienst in der zyprischen Hauptstadt Nikosia. Die Messe fand im größten Stadion der Insel mit schätzungsweise 10.000 Teilnehmern statt.
Im Rahmen seiner derzeitigen Reise will Papst Franziskus zwölf Flüchtlinge von Zypern mit nach Rom bringen lassen.
Am 4. Dezember reiste Papst Franziskus nach Griechenland ab .
Nach seiner Ankunft am Flughafen fuhr Franziskus in den Präsidentenpalast weiter, um dort zunächst die Präsidentin, den Ministerpräsidenten und danach die Vertreter der Regierung, Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps zu treffen.
"Ohne Athen und Griechenland wären Europa und die Welt nicht das, was sie sind. Sie wären weniger weise und weniger glücklich", so der Papst vor Präsidentin Katerina Sakellaropoulou und weiteren Vertretern aus Politik und Gesellschaft.
Papst Franziskus hat am Sonntagvormittag bei seinem Besuch auf Lesbos den weltweit fatalen Umgang mit Migration beklagt. Das Mittelmeer etwa, die "Wiege zahlreicher Zivilisationen", werde zum "kalten Friedhof ohne Grabsteine" und einem "Spiegel des Todes", sagte der Papst wörtlich. "Ich bitte euch, lasst uns diesen Schiffbruch der Zivilisation stoppen", forderte Franziskus sichtlich bewegt.
Am Nachmittag besuchte Franziskus den orthodoxen Erzbischof von Athen und Griechenland, Hieronymos II., an seinem Amtssitz.
Am 2. Adventsonntag, den 5. Dezember, feierte der Papst den Gottesdienst in der Megaron-Konzerthalle in Athen. "Es ist nicht von Bedeutung, ob wir klein und gering an der Zahl sind, es geht vielmehr darum, sich Gott und den anderen gegenüber zu öffnen", gab der Papst den Katholiken, die in Griechenland nur eine kleine Minderheit sind, mit auf den Weg.