In den vergangenen Wochen hat Papst Franziskus wiederholt seine Besorgnis über den demografischen Wandel vor allem in Italien zum Ausdruck gebracht und ihn als ein "ernstes Problem" und eine "Tragödie" bezeichnet.
"Es scheint, dass viele den Wunsch nach Kindern verloren haben und viele Paare es vorziehen, ohne oder mit nur einem Kind zu bleiben", so das Kirchenoberhaupt. Diese Entwicklung bereite ihm "echte Sorgen", denn sie richte sich "gegen unsere Familien, gegen unsere Heimat und sogar gegen unsere Zukunft", sagte der Papst am Fest der Heiligen Familie, das die katholische Kirche am 26. Dezember 2021 begangen hat.
Inmitten der anhaltenden Corona-Pandemie hat Papst Franziskus Ehepaaren in aller Welt Mut zugesprochen. "Gott begleitet Euch, er liebt Euch bedingungslos, Ihr seid nicht allein!", schrieb er in einem am selben Tag veröffentlichten Brief aus Anlass des "Amoris-laetitia-Familienjahres".
Für einen Aufschrei in Sozialen Medien, etwa in Deutschland, Österreich oder Großbritannien, und internationales Blätterrauschen sorgten die Papst-Aussagen zu kinderlosen Paaren und Haustieren bei der ersten Generalaudienz des Papstes dieses Jahr, am 5. Jänner. Der britische Vatikan-Korrespondent Christopher Lamb indes rückte im Interview der BBC die frei gesprochenen Papst-Worte zurecht.
Es sei Franziskus weniger um Haustiere als vielmehr um Prioritäten gegangen, so Lamb. Er "stellt einen Lebensstil des konsumorientierten Materialismus in Frage, der keinen Platz für die Opfer lässt, die die Erziehung von Kindern erfordert", sagte der Journalist. Natürlich könne man fragen, "ob Kritik an jenen, die Haustiere haben, der beste Weg ist, um Materialismus zu thematisieren". Aber der demografische Winter insbesondere in westlichen Gesellschaften sei ein Thema, das den Papst aus Argentinien schon länger umtreibe.
Italien hat seit langem die niedrigste Geburtenrate in der EU: 6,8 pro 1.000 Einwohner im Jahr 2020 (Deutschland 9,3, Österreich 9,4, Schweiz 9,9). Statt Kinderwagen und Buggys sieht man in Italiens Straßen, Bussen und Bars schon mal Paare, die Hunde, teils auch Katzen, in Taschen auf dem Rücken oder vor dem Bauch tragen. Buggys und Rollkoffer dienen dem Transport geliebter Vierbeiner ebenfalls.
Vor diesem Hintergrund warf Franziskus die spontane Bemerkung ein: "Und viele Paare haben keine Kinder, weil sie keine wollen ... Aber sie haben zwei Hunde, zwei Katzen ... Ja, Hunde und Katzen ersetzen Kinder. Ja, das ist komisch, das verstehe ich, aber es ist die Realität."
Das Thema der Papstansprache vom vergangenen Mittwoch war Josef als Ziehvater Jesu. Von daher kam Franziskus auf nicht-leibliche Vaterschaft zu sprechen. Zum Vater werde ein Mann nicht allein, weil er ein Kind zeuge, sondern indem er Verantwortung übernehme. Dies wiederum täten Adoptiveltern, aber auch geistliche oder pädagogische Mentoren.
Bei der Generalaudienz sprach der Papst von den vielen Kindern weltweit, die dringend verantwortungsvolle Erwachsene brauchen, die sich ihrer annehmen. Adoption sei "eine der höchsten Formen von Liebe", auch weil sie riskant sei. Sein Appell für erleichterte Adoptionsverfahren hatte es angesichts teils fragwürdiger internationaler Vermittlungspraktiken durchaus in sich. Aber das stieß auf wenig Resonanz.