Dr. Ägidius J. Zsifkovics, Europabischof innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz, ruft angesichts des Kriegs in der Ukraine zum Frieden und zur Solidarität mit dem Land auf und fordert die politischen Verantwortungsträger "in Österreich und europaweit auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Krieg sofort und dauerhaft zu beenden." Er sieht Europas Glaubwürdigkeit und seine dem Frieden verpflichtete Sendung massiv herausgefordert und verurteilt einen Krieg, in dem es keine Gewinner geben kann.
Bischof Zsifkovics bezeichnet im Interview mit dem Pressesprecher der Diözese Eisenstadt den "Angriffskrieg mitten auf europäischem Boden" als einen "völkerrechtlichen und zivilisatorischen Tabubruch, der zum Himmel schreit und auch jene aufschrecken muss, die an keinen Himmel glauben", so der Bischof. Nach Jahrzehnten einer weitgehend friedlichen europäischen Nachkriegsordnung erlebe man nun "den vertikalen Einfall eines alten Schreckgespenstes, von dem man eigentlich meinte, es nur noch in Museen zu finden." Zsifkovics warnt angesichts dieser massiven, "aber nach der Annexion der Krim keineswegs völlig unerwartbaren" Herausforderung für die EU vor einer "moralisch-strategischen Konkurserklärung" Europas, das bereits in den letzten Jahren "Gefahrenpotentiale falsch eingeschätzt und Gelegenheiten zu aktiver Entschärfung von sich aufbauenden Konflikten" in seiner unmittelbaren Nachbarschaft "nicht ausreichend genutzt" habe. "Wie wollen wir noch irgendjemandem vom europäischen Raum des Friedens, der Freiheit und des Rechts erzählen, wenn es uns Europäern heute nicht gelingt, nach den barbarischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs Krieg und Gewalt von unserem Kontinent fernzuhalten?", so Zsifkovics.
Was immer nun auch an Sanktionen gegen Russland beschlossen werde, es sei "höchste Zeit für ein großes Umdenken" und ein "Aufwachen aus den Automatismen herkömmlicher EU-Administration, die eindeutig an ihre Grenzen stößt." Vielmehr seien jetzt alle Verantwortungsträger gefragt, auf allen Ebenen alles nur Erdenkliche zu versuchen, um eine Eindämmung des Konfliktes herbeizuführen. "Vor unserer Haustüre ist Krieg und wir dürfen als Europäer nicht schweigend zuschauen!"
Keine Gewinner könne es in einem solchen Krieg geben, so der Europabischof: "Nicht die direkt involvierten Völker, die durch eine lange Geschichte, Kultur und tausendfache Verwandtschaftsbeziehungen miteinander verflochten sind, aber auch nicht ein zauderndes Europa, das jetzt in seiner Gesamtkonstruktion auf dem Prüfstand steht". Das Argument, dass der EU im Umgang mit Nicht-Mitgliedern weitgehend die Hände gebunden seien, lässt Zsifkovics im Interview nicht gelten. "Europa war immer und ist mehr als die EU. Europa ist ein Geist, ein Vermächtnis, eine Haltung, Werte. Unser ganzer moderner Wirtschaftsraum ist aufgebaut auf der Überzeugung, nach 1945 nie wieder Krieg zu haben. Doch diese Haltung muss immer wieder sehr proaktiv nach außen vertreten werden. Schließlich gibt es eine sogenannte Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die verhindern soll, was nun passiert ist", so der Eisenstädter Bischof.
Insbesondere die Oberhäupter und Vertreter der Orthodoxen Kirche in Russland und in der Ukraine bittet Zsifkovics "von ganzem Herzen und als Bruder im Glauben an Jesus Christus, den Friedensfürsten, die geistlichen Waffen des versöhnenden Wortes und des Gebets einzusetzen, um das Allerwichtigste, über aller Politik Stehende zu erreichen: ein Schweigen der Waffen und ein Ende der Gewalt!" Danach brauche es kluge und sensible Verhandlungen.
Burgenländisches Lichtermeer und Gebet als "stille Waffen für den Frieden" und Spenden für die Ukraine
Eisenstadts Bischof greift die Initiative von Papst Franziskus auf, den kommenden Aschermittwoch als Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden in der Ukraine zu begehen und lädt am 2. März um 18:30 Uhr in den Eisenstädter Dom. Von dort wird die Aschermittwoch-Liturgie auf der Homepage der Diözese Eisenstadt mittels Live-Stream begleitet.
Gleichzeitig startet der Bischof einen Aufruf an die Gemeinden in der Diözese Eisenstadt, an den Kriegerdenkmälern des Burgenlands Kerzen anzuzünden und auf diese Weise "ein burgenländisches Lichtermeer für den Frieden in der Ukraine" zu schaffen.
Weiters bittet Bischof Zsifkovics auf dem Weg der Caritas Burgenland um finanzielle Unterstützung für die vom Krieg schwer getroffenen Menschen in der Ukraine: Mit 25 Euro kann ein Nothilfepaket direkt vor Ort ausgegeben und somit die Notversorgung eines ganzen Haushalts sichergestellt werden. Es enthält unter anderem Zucker, Mehl, Tee, Sonnenblumenöl, Butter und Lebensmittelkonserven. Diese Hilfe ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Es gibt keine komplizierten Transportwege, es wird die Region selbst unterstützt.
Caritas Spendenkonto
IBAN: AT34 3300 0000 0100 0652
Kennwort: Ukraine Krise
© Stadt Eisenstadt/Peter Opitz