Eleonore Schönborn, die Mutter von Kardinal Christoph Schönborn, ist am 25. Februar im 102. Lebensjahr verstorben.
Sie ist im Vorarlberger Montafon im Kreis der Familie friedlich entschlafen, gestärkt durch die heiligen Sakramente. Der Wiener Erzbischof hatte die letzten Stunden seiner Mutter an deren Seite verbracht, die am 14. April 102 Jahre alt geworden wäre. Die Begräbnisfeierlichkeiten finden am Freitag, den 4. März, um 10 Uhr, in ihrer Heimatgemeinde Schruns, statt.
"Es ist selten, dass man 77 Jahre alt wird und immer noch die Mutter hatte. Sie war eine starke Frau, eine faszinierende Persönlichkeit", sagte der Kardinal. "Nicht umsonst wurde sie von so vielen Menschen geschätzt und auch ehrlich geliebt. Sie war bereit für den letzten Gang und hat sich schon danach gesehnt, zu Gott heimzugehen."
Eleonore Schönborns hatte 4 Kinder, Philipp (78), Christoph (77), Barbara (75) und Michael (68), Enkelkinder und 15 Urenkeln. Zuletzt war ihre Gesundheit bereits stark beeinträchtigt: Die Bewegungsfähigkeit war stark eingeschränkt, sie war nahezu vollständig erblindet.
Bis ins hohe Alter war die Verstorbene hochaktiv gewesen: Sie saß auch nach ihrem 90er noch selbst hinter dem Steuer und erlernte entschlossen den Umgang mit E-Mail und Internet. Selbst vom Rollstuhl aus referierte Schönborn noch beim von ihr einst mitbegründeten Krankenpflegeverein Außermontafon über das Thema "Einsamkeit im Alter".
Eleonore Freiin von Doblhof, so ihr Geburtsname, wurde 1920 als jüngstes Kind einer u.a. in der Zuckerproduktion tätigen Adelsfamilie geboren und heiratete 1942 den Maler Hugo-Damian Schönborn.
Das Glück war jedoch nur von kurzer Dauer. Hugo-Damian wurde an die Front nach Stalingrad einberufen. Der Krieg trug ihm die Tuberkulose ein, an der er lebenslang laborierte. Kurz nach Kriegsende jener Moment, der für die damals 25-jährige Guts- und Schlossherrin alles veränderte: Die Benes-Dekrete in der neu entstandenen Tschechoslowakei sorgten für die Vertreibung aller Angehörigen der seit Jahrhunderten hier ansässigen deutschen und ungarischen Minderheit.
Es folgte eine Odyssee - zunächst zu Verwandten nach Breiteneich bei Horn in Niederösterreich, dann zur älteren Schwester Eleonores in Graz, wo sie auch ihren Mann wieder traf, schließlich ab 1950 nach Schruns im Vorarlberger Montafon, wo sie Arbeit fand und auch zwei weitere Kinder geboren wurden. Das Ehepaar ließ sich 1958 einvernehmlich scheiden. Bei ihren Kindern hinterließ die Trennung tiefe Spuren.
Jetzt erst recht auf sich gestellt, verdiente Eleonore Schönborn den familiären Lebensunterhalt bei einer Textilfirma in Bludenz, wo sie 30 Jahre lang blieb und wegen ihrer Sprachkenntnisse rasch Chefsekretärin und später Vorarlbergs erste Prokuristin und Pressesprecherin wurde. Sie baute das Haus ihrer Familie, brachte sich in Schruns im Pfarrgemeinderat und im Krankenpflegeverein ein.
Ihr politisches Interesse, mit dem sie das Zeitgeschehen intensiv verfolgte, legte Eleonore Schönborn nie ab. Sie wurde erste Schrunser Gemeindevertreterin, initiierte die Errichtung von Museen im Montafon.
Sie war hellhörig, für das Asylthema: Plattformen, die sich gegen die Abschiebung von in Österreich integrierten Flüchtlingsfamilien einsetzten, fanden in ihr eine vehemente Unterstützerin.
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hat das Lebens- und Glaubenszeugnis von Eleonore Schönborn gewürdigt. Sie sei eine "besondere Frau" gewesen, "die immer wieder von drei Dingen gesprochen hat, die für ein glückliches und sinnvolles Leben notwendig sind: Glaube, Hoffnung und Liebe. Diese drei Haltungen können wir in diesen Tagen ganz besonders brauchen", schrieb der Vorarlberger Bischof auf Instagram und postete dabei ein Bild mit den Worten: "Danke, Eleonore, für dein Lebens- und Glaubenszeugnis. Der Herr schenke dir den ewigen Frieden."
Bild: Rupprecht@kathbild.at, Franz Josef Rupprecht