Liturgischer Höhepunkt war ein abendlicher Festgottesdienst mit den Mitgliedern der Bischofskonferenz am Mittwoch, den 16. März um 19 Uhr in der Wallfahrtskirche St. Peter und Paul in Götzens, zu dem die Gläubigen eingeladen waren. Der Feier stand der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler vor, der auch predigte. Zuvor fand ein landesüblicher Empfang für den Episkopat statt. Am Mittwoch nahm der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, an der Sitzung der Bischöfe teil. Coronabedingt können Kardinal Christoph Schönborn, Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Weihbischof Anton Leichtfried diesmal nicht vor Ort an den Beratungen teilnehmen.
Ganz unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges hat in Matrei am Brenner die Frühjahrsvollversammlung der österreichischen Bischöfe stattgefunden.
Bereits am 14.März trafen die Bischöfe auch mit aus der Ukraine geflüchteten Familien zusammen.
"Lassen wir unsere Nachbarn jetzt nicht im Stich." Diesen Appell haben die österreichischen Bischöfe im Blick auf die einem "völkerrechtswidrigen Angriff Russlands" ausgesetzte Ukraine an die Bevölkerung gerichtet. Wenn es in diesen Tagen "auch so etwas wie eine gute Nachricht" gebe, dann die, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft in Europa und auch in Österreich enorm seien. In einer Erklärung im Anschluss an ihre Frühjahrsvollversammlung in Matrei (Tirol) erwähnte die Bischofskonferenz am Freitag neben den ukrainisch griechisch-katholischen Gemeinden in Österreich die Caritas, die im Kriegsgebiet, in den Nachbarländern und auch in Österreich sehr viel zur Linderung der Not beitrügen.
Damit rasch und sinnvoll geholfen werden kann, braucht es nach den Worten der Bischöfe jetzt vor allem Geldspenden. Die Bischofskonferenz selbst stellt zusätzlich eine Million Euro für Ukraine-Hilfsprojekte der Caritas zur Verfügung.
Beeindruckt zeigten sich die Bischöfe von der in Österreich entstandenen Hilfsbereitschaft, etwa im Rahmen der Aktion "Nachbar in Not - Hilfe für die Ukraine". Daneben gebe es zahlreiche weitere Hilfsinitiativen. Als Drehscheibe für Hilfeleistungen in die Ukraine und die Nachbarländer sowie als Anlaufstelle für Geflüchtete hätten sich die Gemeinden der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Feldkirch etabliert. Die Bischöfe erinnerten an den Besuch von Mitgliedern der Bundesregierung und des Parlaments in der Wiener Pfarre St. Barbara als "ein starkes Zeichen der Solidarität".
Die Katholische Kirche werde so wie in der Vergangenheit als verlässliche Partnerin des Staates und der Zivilgesellschaft an der humanitären Hilfe für Geflüchtete, ihrer Aufnahme und Integration mitwirken, versicherten die Bischöfe. Dafür erforderliche Regelungen hinsichtlich Aufnahme, Wohnraum, sozialer Versorgung, Zugang zum Arbeitsmarkt und zur Bildung solle die Politik so rasch wie möglich treffen, um den Geflüchteten und den Hilfsorganisationen die nötige Rechtssicherheit zu bieten.
In klaren Worten wandten sich die Bischöfe gegen das Unrecht. "Den Überfall Russlands auf die freie und souveräne Ukraine" verurteilten sie entschieden. "Dieser Angriffskrieg ist eine himmelschreiende Sünde und er muss so schnell wie möglich beendet werden." Die Staatengemeinschaft müsse alles unternehmen, "damit die Waffen so rasch wie möglich schweigen und ein gerechter Friede möglich wird".
Die Ukraine habe aufgrund des Völkerrechts und auch aus Sicht der kirchlichen Friedensethik das legitime Recht auf Verteidigung, hielten die Bischöfe weiter fest. Dieses Recht eines Staates auf Notwehr werde ergänzt durch die Pflicht der Staatengemeinschaft, die Opfer der Aggression zu schützen und zu unterstützen. Christen müssten sich angesichts des Krieges als Friedensstifter bewähren.
In allen Bemühungen um ein Ende der Gewalt brauche es das geduldige und beharrliche Gebet um den Frieden, "zu dem wir Bischöfe alle Gläubige jedweder Konfession oder Religion aufrufen und zu dem wir uns selbst verpflichten".
Wichtiges Thema bei der Bischofskonferenz das kirchliche "Jahr der Familie".
"In der Krise eine neue Wertschätzung" - das gebühre den Familien in Österreich, die sich in Zeiten der Pandemie und jetzt auch im Ukraine-Krieg als "kleinste, verlässliche Zellen unserer Gesellschaft" bewähren. Ihre hohe Bedeutung als "Überlebensnetzwerk der Gesellschaft" erfordere, dass bei allen politischen Maßnahmen mitbedacht werden müsse, wie sie sich auf Familien auswirken. Vor allem seien die Elternrechte zu respektieren, so die Bischöfe.
Die Katholische Kirche in Österreich beteiligt sich überzeugt am synodalen Prozess der Weltkirche, Papst Franziskus habe "mit seinem Verständnis von Synodalität eine bleibende Vorgabe für die Kirche gemacht. Kirche sei "immer ein gemeinsames Auf-dem-Weg-Sein aller Getauften, ein Aufeinander-Hören von gläubigem Volk, Bischofskollegium und Papst", heißt es in dem am Freitag publizierten Text, der auch den Fahrplan bis zur abschließenden Bischofssynode im Herbst 2023 darlegt.
In einem weiteren Text kündigte die Bischofskonferenz ihren coronabedingt bereits zwei Mal verschobenen Ad-limina-Besuch in Rom für 12. bis 17. Dezember 2022 an. Dabei sind Zusammenkünfte mit Papst Franziskus und Vertretern der vatikanischen Kurienbehörden geplant, um über die Situation der Kirche in Österreich zu beraten.
Foto: Diözese Innsbruck/Franz Oss