Bei seiner 36. Apostolischen Auslandsreise begab sich Papst Franziskus am 2. und 3. April 2022 auf Wallfahrt auf den Spuren des hl. Paulus auf Malta. Zentrale Themen waren die Evangelisation und die Notwendigkeit der Aufnahme, des Schutzes und der Integration von Migranten und Flüchtlingen.
Nach einem herzlichen Empfang am Flughafen Malta mit offizieller Begrüßung fuhr der Papst mit dem Auto zum Höflichkeitsbesuch beim Staatspräsidenten im "Botschafterzimmer" des Großmeisterpalastes in Valletta, wo die Begegnung mit Premierminister Robert Abela in der "Pagenkammer" des Großmeisterpalastes und im Anschluß die Begegnung mit Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und des Diplomatischen Korps im "Großen Ratssaal" des Großmeisterpalastes in Valletta mit der ersten Ansprache des Papstes folgte.
Mit deutlichen Worten - in diplomatischer Indirektheit - kritisierte dabei Franziskus den "frostigen Wind des Krieges" und rief zugleich zu mehr Europa in der Migrationsfrage auf. "Einige wenige Mächtige", gefangen in "anachronistischen Forderungen nationalistischer Interessen", provozierten und schürten Konflikte, so der Papst. Der Krieg in der Ukraine habe sich seit Langem zusammengebraut, so Franziskus vor Vertretern aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft. Es sei "traurig zu sehen, wie der Enthusiasmus für den Frieden in den letzten Jahrzehnten ermattet" sei. Statt den Weg internationaler Gemeinschaft zu gehen, preschten "einige wenige Mächtige eigenmächtig voran auf der Suche nach Raum und Einflusszonen". Dabei bezog der Papst sich auch auf andere Regionen der Welt. Globale Probleme aber verlangten globale Lösungen.
Am Samstagnachmittag fand ein Gebetstreffen im Nationalheiligtum Ta'Pinu auf Gozo statt. In der Predigt vor rund 3.000 Menschen rief der Papst Maltas Katholiken zu "neuen, vielleicht sogar riskanten Wegen der Evangelisierung und Verkündigung" auf. "Nachlassende Glaubenspraxis und die Gleichgültigkeit vieler junger Menschen gegenüber der Gegenwart Gottes" seien keinesfalls zu verniedlichen, mahnte er.
Zu Beginn seines zweiten Besuchstags auf Malta hat Papst Franziskus die Paulusgrotte in der Stadt Rabat besucht. Dort soll der Apostel Paulus nach einem Schiffbruch im Jahr 60 n. Chr. einige Wochen verbracht haben. In der Grotte sprach der Papst am Sonntagmorgen ein längeres Gebet, in dem er erneut um Aufnahmebereitschaft für Schiffbrüchige bat. Noch vor dem Besuch der Grotte hatte Franziskus in der Apostolischen Nuntiatur eine Gruppe von Jesuiten getroffen, um sich mit ihnen auszutauschen.
Im Anschluss an das Treffen in Rabat fuhr der Papst ins zehn Kilometer entfernte Floriana, unmittelbar vor der Hauptstadt Valletta. Dort feiert er auf einem Platz einen Gottesdienst, an dem mehrere Tausend Menschen teilnahmen. "Wir werden nicht die Anwesenden zählen, sondern die Abwesenden aufsuchen", fügte er angesichts sinkender Katholikenzahlen im katholisch geprägten Malta, wo vor allem junge Menschen sich von der Kirche abwenden, hinzu: Keinesfalls dürfe man sich "als Vorkämpfer Gottes aufspielen", und dabei "Brüder und Schwestern mit Füßen treten". "Wir werden die Verachteten nicht ausgrenzen, sondern uns zuerst um die kümmern, die als Letzte angesehen werden." Jesus habe der angeklagten Ehebrecherin vergeben und sie aufgefordert, nicht mehr zu sündigen. Dies zeige, so der Papst, "dass jede Bemerkung, die nicht von Nächstenliebe motiviert ist", den anderen "noch mehr niederschmettert. Gott hingegen lässt immer eine Möglichkeit offen und versteht es, jedes Mal Wege der Befreiung und Erlösung zu finden."
Zum Abschluss des Gottesdienstes richtete der Papst u.a. einen speziellen Gruß an die Vertreter der Schwesterkirchen und anderer Religionen, denen er in Malta begegnet war, und dankte Malta für die herzliche Aufnahme. Ein besonderes Wort hatte er für die Jugendlichen: "Liebe junge Freunde, ich teile mit euch die schönste Sache des Lebens. Wisst ihr, was das ist? Es ist die Freude, sich in der Liebe zu verausgaben, die uns freimacht. Aber diese Freude hat einen Namen: Jesus. Ich wünsche euch die Schönheit, in Jesus verliebt zu sein, den Gott der Barmherzigkeit, der an euch glaubt, der mit euch träumt, der euer Leben liebt und euch nie verlässt. Um immer mit Jesus, dem Volk Gottes und als Familie weiterzugehen, vergesst eure Wurzeln nicht. Redet mit den Senioren, den Großeltern, alten Menschen."
Schließlich nahm der Papst auch die Ukraine und ihre Menschen in sein Gebet mit auf: "Denken wir an die menschliche Tragödie in der gepeinigten Ukraine, die noch bombardiert wird in diesem gotteslästerlichen Krieg. Lasst uns nicht müde werden zu beten und denen zu helfen, die leiden."
Am Sonntagnachmittag besuchte Papst Franziskus noch das Zentrum "John XXIII Peace Lab" in Hal Far und begegntete ort Migranten und Flüchtlingen.
Franziskus erwägt nach eigener Aussage, die Einladung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Kiew anzunehmen. "Ja, das liegt auf dem Tisch", antwortete er auf eine entsprechende Journalistenfrage am Samstag während des Flugs von Rom nach Malta.
Vor seiner Abreise von der päpstlichen Residenz Santa Marta im Vatikan nach Malta hat Franziskus noch in Begleitung des päpstlichen Almosenmeisters Kardinal Konrad Krajewski einige ukrainische Flüchtlinge getroffen.
Bereits am Freitag, 1. April 2022 betete der Heilige Vater in der Basilika Santa Maria Maggiore vor der Marienikone “Salus Populi Romani” und bat um das Gelingen der Reise nach Malta.
Franziskus ist nach Johannes Paul II. (1990 und 2001) und Benedikt XVI. (2010) der dritte Papst, der Malta besuchte.
Foto: Copyright 2022, KNA GmbH, www.kna.de, All Rights Reserved, Vatican Media