"Die Bilder der Kriegsverbrechen in der Ukraine, die Verstöße gegen das internationale humanitäre Völkerrecht, die Bilder der getöteten Zivilisten, der Kinder, Frauen und Alten, aber auch der Soldaten, die Bilder dieses sinnlosen Krieges machen uns wütend." Das hat der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics bei einem Ökumenischen Friedensgottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kirche Oberwart am 8. April betont. "Bis gestern haben wir noch vom 'Friedensprojekt Europa' gesprochen und von atomarer Abrüstung geträumt", heute seien auch die Kirchen ob der aktuellen Ereignisse in der Ukraine "verunsichert, gezeichnet und angefragt", so Zsifkovics.
Als Kirchen habe man auch in der Überzeugung gelebt, dass ihre Dienste "die Verkündigung des Wortes Gottes, die Gottessuche, der Dienst an den Menschen und das gelebte Zeugnis sind", so Zsifkovics in seiner Predigt bei dem Gottesdienst, den er gemeinsam mit dem burgenländischen evangelisch-lutherischen Superintendenten Robert Jonischkeit leitete. Was von einer Kirche, die den Vernichtungskrieg in der Ukraine rechtfertige und den imperialistischen Machtansprüchen Moskaus weitgehendst ihren Segen erteile, heute gedacht werden muss, könne aber auch selbstkritisch benannt werden, erinnerte der Bischof unter Bezugnahme auf die Rolle des Moskauer Patriarchen Kyrill, der den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nach wie vor legitimiert.
"Auch wir haben Waffen gesegnet, Nationalismen geschürt, die Menschen gegeneinander aufgehetzt." Man habe von "gerechten Kriegen" gesprochen, menschenverachtende Ideologien mitentwickelt und verbreitet, die Augen oft verschlossen und geschwiegen, erinnerte Zsifkovics. Die Kirchen hätten aber gelernt, so der Eisenstädter Bischof, "weil wir immer neu auf dem Prüfstand stehen und mit Recht befragt werden, ob wir wenigstens versuchen, aus der Wahrheit der Versöhnung zu leben". "Wir müssen aber zugeben, wir haben es nur ansatzweise getan, und wir werden es auch in Zukunft nur ansatzweise tun können, denn Versöhnung geht immer von Gott aus."
Gemeinsam für Frieden beten
"Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben", zeigte sich Superintendent Jonischkeit in seiner Begrüßung überzeugt. Das Leid der Menschen in der Ukraine werde konkret in den Gesichtern der vielen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind. Gleichzeitig erlebe man in Österreich derzeit eine Welle der Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Neben der tätigen Hilfe sei es auch wichtig zu beten, "für den Frieden und für alle Menschen, die von diesem unsäglichen Krieg betroffen sind". Das wolle man in dem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam tun.
Aus Kraft der Versöhnung leben
Die Kirchen in Österreich hätten gelernt, "aus der Kraft der Versöhnung zu leben, miteinander und nicht gegeneinander", zeigte sich Bischof Zsifkovics überzeugt. Dennoch sei der Schatz des Glaubens fragil geworden. "Die Bilder der 'festen Burg' und des 'Hauses voller Glorie' tragen heute nicht mehr. Das Bild vom Zelt Gottes, vom pilgernden Gottesvolk, vom Lazarett, Bilder der suchenden und fragenden Kirchen uns heute viel näher".
Umbrüche, Unsicherheiten, Herausforderungen und Überforderungen seien die Wirklichkeiten dieser Zeit. "Lasst euch mit Gott versöhnen! Übt Versöhnung, tut sie! Reißt Mauern ein, durchtrennt Zäune, schafft Frieden, zuerst den Frieden im Herzen", so der Appell des Eisenstädter Bischof zum Abschluss: "Wir werden Ostern, Pascha, Versöhnung feiern, wir werden österliche Menschen werden, weil Gott uns mit Christus versöhnt."
Foto: Josef Miklos