Ostern verändert alles, stellte Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics bei Ostergottesdienst in der Domkirche in Eisenstadt am 17. April 2022 fest und wünschte dabei unserem Land und unserer Diözese „viele Menschen-Christen, die dem auferstandenen Christus begegnet sind, der sie tief in ihrem Innersten berührt und etwas in ihnen verändert hat.
Aber hat Ostern wirklich unsere Welt, unser Leben verändert? – fragte Bischof Ägidius in seiner Predigt weiter.
Ein Blick in unsere Welt zeigt uns eine nüchterne Wirklichkeit – Krieg u. Vertreibung in vielen Gebieten der Erde, derzeit überaus brutal in der Ukraine; die Ausbeutung von Mensch u. Natur; die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich; vermehrte Naturkatastro-phen durch den Klimawandel mit den schweren Folgen von Hunger und Migration; das Aufkeimen von Fremdenfeindlichkeit, Populismus und Nationalismus, die Kontinente, Länder u. Gesellschaften spalten; Hass und Terror, besonders im Hl. Land; und vieles andere mehr.
Ein Blick in unser Leben zeigt ebenfalls ein nüchternes Bild – die immer größere Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft; die Corona-Pandemie mit ihren drastischen wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Folgen; die fortschreitende Säkularisierung unserer Gesellschaft; die Dammbrüche in der Gesetzgebung der sogenannten Sterbehilfe und bei der Karfreitagsregelung für unsere evangelischen Mitchristen; der raue Umgangsstil in der Politik; das gegenseitige Anpatzen und Schlechtmachen sowie die versteckte Korruption und der Postenschacher; und anderes mehr.
Ein Blick in das Leben unserer Kirche zeigt auch kein rosiges Bild – die voranschreitende Verdunstung des Glaubens in den Familien und Gemeinden; die stetig abnehmende Zahl der Gottesdienstbesucher und die steigenden Kirchenaustritte; die Richtungskämpfe in der Kirche; das Übel des Missbrauchs; und anderes mehr.
Hat Ostern unsere Welt, unsere Kirche und unser Leben verändert? Ich kann es nicht sagen, ich weiß es nicht? Eines weiß ich, dass Ostern alles ändert – damals bei Maria von Magdala, den Aposteln und den Jüngern Jesu, von denen uns das Evangelium berichtet, und heute bei Menschen wie dem Hindu, die dem auferstandenen Herrn begegnet sind. Diese Begegnung öffnet neue Horizonte und Möglichkeiten. Es braucht also österliche Menschen-Christen, die dem Auferstandenen begegnet sind, damit sich in unserer Welt, Kirche und in unserem Leben etwas ändert. Aber wie sehen solche Menschen-Christen aus?
Österliche Menschen sind zuerst Suchende, wie Maria von Magdala, die Apostel und Jünger im Evangelium. Ein Suchender ist immer auf dem Weg, bleibt nie stehen, gibt sich nicht mit Erlangtem zufrieden, bleibt nicht stur in seinen Haltungen und Meinungen, sondern ist immer offen und beweglich.
Haben wir Christen nicht weithin das Suchen im Glauben aufgegeben, weil wir meinen, den Auferstandenen ohnehin zu besitzen und ihn uns so zurechtzubiegen, wie wir ihn brauchen und er uns genehm ist?
Menschen sind vor allem Zeugen des gekreuzigten und auferstandenen Herrn und seiner Frohen Botschaft – Zeugen der Liebe, Freude, Hoffnung, Wahrheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Versöhnung, Friedens und des Lebens. Wenn wir als österliche Menschen diese Haltungen-Werte wirklich leben, werden wir unsere Welt, Kirche und unser Leben verändern, wird Ostern doch alles ändern!
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