Die katholische Kirche hat zehn neue Heilige. Zu Beginn einer Messe mit mehreren zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz bestätigte Papst Franziskus am Sonntag 15. Mai 2022, die Heiligsprechung von vier Frauen und sechs Männern. Die Glaubensvorbilder stammen aus Italien, Frankreich, Indien und den Niederlanden; sie können nun von Katholiken weltweit verehrt und angerufen werden.
Die bekanntesten unter ihnen sind der französische Wüsteneremit Charles de Foucauld (1858-1916) und der im KZ ermordete niederländische Ordensmann und Journalist Titus Brandsma (1881-1942).
Die weiteren neuen Heiligen sind: der erste indische Nichtkleriker Lazzaro Devasahayam Pillai (1712-1752), der italienische Priester Giustino Maria Russolillo (1891-1955) sowie Luigi Maria Palazzolo (1827-1886) und Cesar de Bus (1544-1607), Maria Francesca di Gesu (1844-1904), Maria Domenica Mantovani (1862-1934), Marie Rivier (1768-1838), und Maria di Gesu Santocanale (1852-1923).
"Heiligkeit besteht nicht aus ein paar heroischen Gesten, sondern aus viel täglicher Liebe", sagte Papst Franziskus in seiner Predigt. Jesus Christus habe seinen Jüngern aufgetragen: "Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." In der Dunkelheit und den Stürmen des Lebens, so der Papst, "ist dies das Wesentliche: Gott liebt uns". Viele gängige Vorstellungen müssten korrigiert werden. Mit der Fixierung auf gute Werke "haben wir manchmal ein Ideal der Heiligkeit geschaffen, das zu sehr auf uns selbst beruht, auf persönlichem Heldentum, auf der Fähigkeit zum Verzicht, auf Aufopferung, um einen Preis zu gewinnen", so Franziskus. Auf diese Weise sei Heiligkeit ein unerreichbares Ziel geworden, losgelöst vom Alltag.
Stattdessen gelte es, sie "im Alltäglichen zu suchen und zu umarmen, im Staub der Straße, in den Mühen des konkreten Lebens". Man solle das nicht unnötig verkomplizieren. Jeder und jede sei zur Heiligkeit berufen, nicht als Kopie der offiziellen Heiligen, sondern als je eigenes Original, so der Papst.
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