Ganz im Zeichen der Synodalität stand die Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, unter dem Vorsitz von Erzbischof Franz Lackner von 20. bis 23. Juni in Mariazell. "An ihrem Anfang stand eine zweitägige vorsynodale Beratung der Bischofskonferenz, an der gemeinsam mit den Bischöfen insgesamt rund 60 Personen teilnahmen. Eröffnet wurde die Beratung mit Impulsen aus der Ökumene: So haben der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der evangelische Bischof Michael Chalupka über Synodalität gesprochen.
Ein weiteres Thema der insgesamt dreitägigen Vollversammlung war der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen.
Mittwoch, 22. Juni, gab es ein Treffen mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro López Quintana. Im Anschluss und zum Abschluss der Vollversammlung feierte der Nuntius mit den österreichischen Bischöfen einen Festgottesdienst in der Wallfahrtsbasilika Mariazell. Der Messe stand Diözesanbischof Josef Marketz vor, der auch die Predigt hielt.
Ziel der Beratung war es, die Ergebnisse der synodalen Prozesse auf Ebene der Diözesen zu bündeln, zu reflektieren und zu gewichten. Basis dafür war ein Arbeitspapier, das von einem aus vier Personen bestehenden Redaktionskomitee vorab erstellt wurde. In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse der Mariazeller Beratung nun in jene nationale Synthese einfließen, die bis 15. August an das vatikanische Synodensekretariat ergeht und auch veröffentlicht wird.
Damit ist jedoch kein Schlusspunkt unter den synodalen Prozess gesetzt, der auf kontinentaler und dann weltkirchlicher Ebene weitergeführt wird. Synodalität ist ein Lebensprinzip von Kirche und muss zur selbstverständlichen Realität auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens in Österreich werden. Dabei geht es aber nicht nur um einen rein innerkirchlichen Vorgang: Die zunehmende Polarisierung, Fragmentierung und Gereiztheit in der Gesellschaft kann letztlich nur durch respektvolle Begegnung und wertschätzendes Gespräch entschärft und verwandelt werden.
Eine wie in diesen Tagen in Mariazell erfahrene "Kultur der Weggemeinschaft" - auch so kann Synodalität verstanden werden - ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk und Auftrag zugleich. Gerade die Methode der "Spirituellen Konversation" in Form von "Anhörkreisen", die in den letzten Monaten bei vielen Gelegenheiten bewusst angewendet wurde, hat sich dabei sehr bewährt und soll daher zu einer gängigen Praxis werden.
In allen jetzt durchgeführten synodalen Prozessen in unseren Diözesen haben sich drei Bereiche als vordringlich im kirchlichen Leben erwiesen: Fragen rund um die Stellung der Frau in der Kirche und die Geschlechtergerechtigkeit, Fragen zur Teilhabe und Beteiligung von Laienchristen an kirchlichen Ämtern und Vollzügen sowie Fragen zum Umgang mit bzw. der Inklusion von Randgruppen und Marginalisierten.
Diese Themen werden neben anderen auch in das österreichische Synthesenpapier Eingang finden und somit in den weltkirchlichen Synodalen Prozess eingebracht.
Gleichzeitig ist allen Mitwirkenden an der vorsynodalen Beratung in Mariazell bewusst, dass weitere Schritte im Umgang mit den drei genannten Themenbereichen eigenverantwortlich in den Ortskirchen gesetzt werden können. Die dafür vorhandenen Spielräume gilt es auszukundschaften und zu nützen - immer jedoch im Rahmen und in Verbundenheit mit der Weltkirche.
Die Bischöfe vertrauen darauf, dass ein gemeinsames Hören aufeinander und auf das, was Gott uns heute sagen will, jene Wege eröffnet, die mehr Glaube, Hoffnung und Liebe in die Welt bringen.
Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar hat sich das Leben für unzählige Menschen dramatisch verändert. Ein sinnloser und wahnwitziger Krieg mitten in Europa hat bisher rund 9 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer innerhalb des Landes zur Flucht gezwungen, weitere rund 4 Millionen sind ins Ausland geflüchtet, rund 75.000 davon nach Österreich. Tagtäglich sterben derzeit in der Ukraine etwa 300 Menschen infolge des Krieges und weitere 1.000 werden schwer verletzt. Die fundamentalsten Rechte des Menschen auf Leben und Würde werden geschändet und noch immer ist kein Ende dieser Gräuel absehbar.
Hilfe und Solidarität mit allen unter dem Krieg leidenden Menschen in der Ukraine und den Geflüchteten muss unsere Antwort darauf sein, betonten die Bischöfe. Ihnen sei versichert: Wir Bischöfe und so viele Menschen in Österreich leiden mit euch! Wir tragen euch in unseren Herzen, beten für euch und sind an eurer Seite! Ungebrochen hoch ist die Hilfsbereitschaft, aber sie ist keine Selbstverständlichkeit und wir müssen weiterhin unsere Herzen und Häuser offenhalten für alle Opfer dieser menschenverachtenden Gewalt.
Es braucht aber auch Perspektiven der Hoffnung auf Grundlage einer Solidarität, die uns alle als Teil der einen Menschheitsfamilie verbindet. Dazu gehört die Bereitschaft, auch hier bei uns Nachteile bewusst in Kauf zu nehmen, die sich aus der Solidarität der freien Welt mit der Ukraine ergeben. Hoffnung zu stiften gilt es auf vielfältigen Ebenen. So unterstützen die österreichischen Bischöfe gemeinsam mit Bischöfen in Europa die politischen Absichten, der Ukraine einen EU-Beitrittsstatus zu eröffnen.
Hoffnung gibt auch das Miteinander der Kirchen und Religionen in der Ukraine. Sie stehen geeint zusammen angesichts des Angriffskrieges Russlands. Als bewusstes Zeichen der Solidarität wird daher der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz vom 10. bis 13. Juli die Kirchen und einige Hilfsprojekte in der Ukraine besuchen. Konkret wird Erzbischof Franz Lackner gemeinsam mit Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl am 11. Juli an der Synode der ukrainisch-katholischen Kirche teilnehmen, die aufgrund des Krieges diesmal in Przemysl (Polen) stattfindet. Im Anschluss werden beide Bischöfe in Lwiw (Lemberg) mit Spitzenvertretern der Politik, der beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine sowie mit dem Erzbischof der dortigen römisch-katholischen Kirche zusammentreffen.
In Mariazell wird die Gottesmutter Maria als Mater gentium Slavorum (Mutter der Slawischen Völker) angerufen. Ihr vertrauen wir Bischöfe die Menschen in der Ukraine an und erbitten für sie einen raschen und gerechten Frieden.
Fotos: Josef Kuss, Kathpress/Paul Wuthe