In Zeiten multipler Krisen zusammenzustehen - dazu haben die Bischöfe die österreichische Bevölkerung aufgerufen. Herausforderungen wie Klimaerwärmung, Pandemie, Energiekrise, Teuerung und Migrationskrise seien nur durch Zusammenhalt zu bewältigen. In einer Erklärung im Anschluss an ihre Herbstvollversammlung von 7. bis 10. November im Stift Michaelbeuern sprach sich die Bischofskonferenz auch dafür aus, aus der Geschichte zu lernen: "Österreich hat gerade in den letzten hundert Jahren leidvoll erfahren müssen, in welche Abgründe eine verhetzte und verfeindete Gesellschaft abstürzen und was durch Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit gemeinsam erreicht werden kann."
Presseerklärungen gab es zum Synodalem Prozess, zu Klimaschutz und Biodiversität, Pastoralassistenten und Pfargemeinderäten. Angekündigt wurde das es 1 Million als Soforthilfe für Härtefälle aufgrund der Teuerung geben soll und dass die Diözesen 60 Prozent der CO2-Emission bis 2030 reduzieren wollen.
Zum Beginn des Kirchenjahres mit dem Advent legen die Bischöfe allen Menschen Haltungen wie Mitgefühl und Solidarität, Zuversicht und Gottvertrauen ans Herz (siehe Hirtenwort unter dem Titel "Werft eure Zuversicht nicht weg!").
Eine Mahnung richteten die Bischöfe in ihrer Erklärung an die heimische Politik: Die Enthüllungen und Vorgänge in der letzten Zeit hätten zu einem demokratiegefährdenden Vertrauensverlust geführt. "Die weit verbreitete Skepsis verdunkelt das redliche und leider oft unbedankte Bemühen so vieler in der Politik und ihren Einsatz für die Menschen in unserem Land", bedauerten die Bischöfe.
Ukraine, Asyl, Teuerung
Zusammenhalt in Österreich forderte die Bischofserklärung in Bezug auf den "völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine", auf die sich darauf ergebende Fluchtbewegung aus dem Kriegsgebiet. Sie bewerteten die verhängten Sanktionen gegen den Aggressor als ein "Mittel, um sich gegen schweres Unrecht zu wehren". Dieser "wichtige Akt der Solidarität mit der Ukraine" sei mit Kosten verbunden - "aber ihr Mangel noch viel mehr". Zu verurteilen sei jeder Versuch, im Namen der Religion militärische Aggression, Krieg und Gewalt zu rechtfertigen: "Wer so handelt, versündigt sich gegen Gott und die Menschen." Die Politik sei gefordert, mehr für die Integration Geflüchteter aus der Ukraine zu tun, vor allem hinsichtlich des Arbeitsmarktes.
Zur zuletzt in Österreich heiß diskutierten Unterbringungskrise mit Zeltstädten für Asylsuchende aus anderen Krisenregionen hielten die Bischöfe kritisch fest: "Diese wäre vermeidbar gewesen." Es müssten alle zuständigen Stellen zusammenarbeiten und dabei wie bisher auf kirchliche und anderen Hilfseinrichtungen der Zivilgesellschaft zurückgreifen.
Die zuletzt stark gestiegenen Energiekosten und massive Teuerung lasse die Not auch in Österreich signifikant steigen, warnten die Bischöfe. Das einkommensärmste Drittel der Haushalte drohe in Armut abzurutschen. Die von der Regierung beschlossene Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen sei zwar "ein echter Fortschritt", es werde aber weitere Maßnahmen brauchen, um besonders Betroffene zu entlasten.
Die Kirche selbst sei um Linderung der Nöte bemüht, verwiesen die Bischöfe auf zahlreiche Initiativen von Caritas und anderen Einrichtungen. Dazu die Ankündigung: "Damit den jetzt von der Teuerung akut Gefährdeten rasch geholfen werden kann, stellt die Bischofskonferenz als Sofortmaßnahme über die Diözesen zusätzlich eine Million Euro für gezielte Hilfe der Caritas zur Verfügung." Ausgebaut werden solle auch die Hilfe durch sogenannte Sozialpatinnen und Sozialpaten - geschulte Freiwillige, die an der Schnittstelle von Pfarren und Einrichtungen der Caritas eingesetzt werden.
Österreich soll mehr für Klimaschutz tun
Österreich ist in Bezug auf den Klimaschutz und beim Erhalt der Biodiversität "gefordert, mehr zu tun als bisher". Darauf pochten die Bischöfe in einer eigenen Erklärung vor dem Hintergrund der aktuell im ägyptischen Sharm el-Sheikh stattfindenden Weltklimakonferenz. Angesichts der immer rascher voranschreitenden Erhitzung des Klimas seien vor allem die Industrienationen - als Hauptverursacher des Klimawandels - "zu großzügiger Hilfe aus Gründen der Gerechtigkeit und im eigenen Interesse verpflichtet", hießt es. Ebenso brauche es neue und weitreichende Ziele im Biodiversitätsschutz innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft.
Gleichzeitig will die Katholische Kirche in Österreich ihre eigenen Bemühungen zum Klimaschutz intensivieren. So beschlossen die Bischöfe in Michaelbeuern, dass im Bereich der Diözesen die CO2-Emissionen bis 2030 um 60 Prozent reduziert werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen dafür zwei Prozent der Diözesanbudgets verwendet werden.
Synodaler Prozess: "Entscheidender Schritt"
In einer weiteren Erklärung dazu begrüßten die österreichischen Bischöfe das Arbeitsdokument ebenso wie die Entscheidung des Papstes zur Verlängerung des Prozesses um ein Jahr und damit zur "noch intensiveren Einübung in Synodalität". Die Bischofskonferenz informierte über das weitere Prozedere - auch in Österreich - bis zur abschließenden Weltbischofssynode in Rom, die Impulse für den Weg der Kirche in die Zukunft geben soll.
In den vom Papst verlängerten Synodalen Prozess sollen verstärkt auch Kirchendistanzierte einbezogen werden, betonte Erzbischof Lackner gegenüber den Medien.
Österreichs Bischöfe würdigten in einer eigenen Erklärung das Wirken der Pfarrgemeinderäte und dankten für deren ehrenamtlichen Dienst.
Die 27.000 Frauen und Männer, die bei den Wahlen der mehr als 3.000 Pfarren des Landes im Frühjahr in diese Funktion entsandt wurden, seien "lebendige Kirche vor Ort" und würden "schon jetzt jene Synodalität leben, die Papst Franziskus der ganzen Kirche weltweit zum Auftrag gemacht hat".
Die Bischöfe erinnerten auch daran, dass in den Pfarren sowie in anderen Seelsorgebereichen seit nunmehr 50 Jahren Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten tätig sind - insgesamt knapp 1.500 akademisch oder anders ausgebildete Laien. Die Seelsorge habe mit ihnen "viele wertvolle Impulse und Veränderungen bekommen", heißt es in der Erklärung.
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