In einem emotionalen Brief hat sich Papst Franziskus an die Bevölkerung in der Ukraine gewandt. Neun Monate nach Beginn der russischen Invasion versicherte das Kirchenoberhaupt den Ukrainern darin seine Nähe. "Euer Schmerz ist mein Schmerz", betonte der Papst in dem auf Donnerstag datierten und am Freitag vom Vatikan veröffentlichten Brief. Er wolle seine Tränen mit ihren verbinden, ihnen sagen, "dass es keinen Tag gibt, an dem ich euch nicht nahe bin und euch nicht in meinem Herzen und in meinem Gebet trage".
In dem auch auf Ukrainisch verfassten Brief beschreibt Franziskus die Situation in der Ukraine in klaren, bildhaften Worten. Er spricht von dem "absurden Wahnsinn des Krieges", von "Terror" und "Aggression".
Weiter sprach Franziskus seine "Zuneigung und Bewunderung" etwa den jungen Menschen aus, die ihr Vaterland mutig verteidigten, ebenso Frauen, die ihre Männer verloren oder jenen, die Gewalt erlitten haben. Er denke an die älteren Menschen, genauso wie an die Freiwilligen und Seelsorger, die sich "jeden Tag für die Menschen einsetzen" sowie an die vielen Geflüchteten.
Das ukrainische Volk habe sich "trotz der unermesslichen Tragödie" nie entmutigen lassen oder sei in Mitleid versunken, lobte der Papst die Menschen. "Die Welt hat ein mutiges und starkes Volk erkannt, ein Volk, das leidet und betet, weint und kämpft, Widerstand leistet und hofft: ein edles und gemartertes Volk", erklärte er weiter.
Wie bereits in der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch erinnert er in dem Brief an die Hungerkatastrophe "Holodomor" ("Hungermord") vor 90 Jahren. Damals fielen in der Ukraine bis zu acht Millionen Menschen einer von den Sowjets absichtlich herbeigeführten Hungerkatastrophe zum Opfer. Franziskus bezeichnete dies in dem Brief erneut als "schrecklichen Völkermord".
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