Am 31. Dezember verstarb Papst emeritus Benedikt XVI. im Kloster Mater Ecclesia im Vatikan im Alter von 95 Jahren. Als Zeichen der Trauer läuteten in allen Kathedralen die Glocken.
Benedikt XVI. war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er war der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Vor seiner Wahl war er 23 Jahre lang Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan. In seiner Amtszeit versuchte er, Glaube und Vernunft zu versöhnen, die christlich-humanistischen Wurzeln Europas wiederzubeleben und die Kirche von Skandalen zu reinigen. Kirchengeschichte schrieb er mit seinem freiwilligen Amtsverzicht im Februar 2013.
Die Diözese Eisenstadt sowie er persönlich sei vom Tod von Papst em. Benedikt XVI. „tief betroffen“ - erklärte Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics am Silvestertag. Persönlich verabschiedete er sich in Rom, wo der Leichnam des verstorbenen Papstes bis zum 4. Januar im Petersdom aufgebahrt war. Am 5. Januar wurde Papst em. Benedikt XVI. begraben.
Joseph Ratzinger wurde am Karsamstag, 16. April 1927 in Marktl am Inn, Diözese Passau, Deutschland geboren und am selben Tag getauft. Am 29. Juni 1951 empfingen er und sein Bruder Georg in der Domkirche zu Freising die Priesterweihe.
Er lehrte als Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Freising. In seiner akademischen Laufbahn lehrte er auch an den Universitäten in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg, wo er auch Vizerektor war.
1962 begleitete er den Kölner Kardinal Josef Frings zum II. Vatikanischen Konzil und wurde zu einem der bedeutendsten Konzilsberater und Konzilstheologen. Am 25. März ernannte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising. Als Leitspruch wählte Joseph Ratzinger ein biblisches Wort: „Cooperatores veritatis – Mitarbeiter der Wahrheit“. Am 27. Juni nahm in Papst Paul VI. in das Kardinalskollegium auf.
1981 berief ihn Papst Johannes Paul II. als Kurienkardinal nach Rom und ernannte ihn zum Präfekten der Römischen Glaubenskongregation. In seiner Amtszeit erschien auch der neue Katechismus der katholischen Kirche.
Am 19. April 2005 wurde er zum 265. Nachfolger des heiligen Petrus gewählt und nahm den Namen Benedikt VXI. an. Er absolvierte 24 apostolischen Reisen außerhalb Italiens - auf alle Kontinente – von 7.-9. September 2007 war er in Österreich und von 4.-5. Juni 2011 in Kroatien. Innerhalb Italiens absolvierte er 29 Papstreisen und Pastoralbesuche.
Unter seiner Leitung wurden zwei ordentliche und zwei außerordentliche Bischofssynoden abgehalten.
Veröffentlicht hat er die Enzykliken „Gott ist Liebe“ (2005), „Auf die Hoffnung hin gerettet“ (2007), „Liebe in Wahrheit“ (2009) sowie gemeinsam mit Papst Franziskus „Licht des Glaubens“ (2013).
An die enge Verbindung, die der verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. zum Burgenland und zur Diözese Eisenstadt pflegte, erinnerte Bischof Ägidius J. Zsifkovics.
Die Verbindung, die Benedikt XVI. zum Burgenland hatte, rührte noch aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, betonte der Bischof. Damals war Joseph Ratzinger für zwei Monate nach Deutsch Jahrndorf zum Bau am Südostwall abkommandiert worden. In der Gemeinde im Bezirk Neusiedl am See existierte damals ein Lager des "Reichsarbeitsdienstes", in dem junge Männer wie Joseph Ratzinger stationiert waren, um an der Verteidigungsanlage mit zu bauen.
2021 schrieb Papst Benedikt an Bischof Zsifkovics: "Lieber Herr Bischof, in den zwei Monaten, die ich in Deutsch Jahrndorf verbracht habe, habe ich nicht daran denken können, dass eines Tages der Fleck, an den wir in den Dienst der zerstörerischen Macht gestellt waren, Ort eines Denkmals sein werde, an dem Kreuz und Dornenkrone sowohl an das Leid der Welt, wie auch die rettende Macht unseres Herrn Jesus Christus erinnern wird." Nahezu berührend schreibt er in einem seiner weiteren Briefe: "Als ich vor 75 Jahren im Burgenland meinen Arbeitsdienst abgestattet habe, waren wir von den Menschen dort abgeschieden, und ich konnte nicht ahnen, was für eine schöne und lebendige Verbindung gerade zu diesem Stück Europa eines Tages entstehen würde. Die Wege des Herrn sind wirklich wunderbar."
Schon lange bevor Joseph Ratzinger Papst wurde, war er anerkannter Theologe. Der Theologieprofessor Ratzinger wurde zum 25. Diözesanjubiläum im Jahre 1985 als Referent in das diözesane "Haus der Begegnung" eingeladen, um die Beratungen der burgenländischen Diözesansynoden und Diözesantage theologisch zu einem guten Abschluss zu bringen und zu einem mutigen nachkonziliaren Weg aufzurufen. Zu dieser Zeit war Ratzinger bereits Präfekt der römischen Glaubenskongregation.
Die Verbindung mit dem Burgenland sollte aber auch weiterhin aufrecht bleiben. 2007 bei seinem Pilgerbesuch anlässlich des 850-Jahr-Jubiläums von Mariazell kam es am "burgenländischen Wallfahrtsort" zu zahlreichen unkomplizierten Begegnungen. Dass Papst Benedikt unser Land und unsere Diözese besonders nahestand, ist wohl dem geschuldet, dass dieser kleine Landstrich etwas von dem größeren Europa widerspiegelt. Und außerdem, dass Europa mit seinen christlichen Wurzeln, mit seiner jüdischen Tradition, mit seinem reichen kulturellen Erbe ihm ein besonderes Anliegen war, zeigt die Wahl des Namens "Benedikt", wohl auch als Hinweis auf den europäischen Mönchsvater Benedikt an der Wiege Europas, in einer Zeit großer Orientierungslosigkeit.
"Wer glaubt, ist nie allein... – im Leben nicht und auch im Sterben nicht." Dieses prägende Wort bei seiner Amtseinführung 2005 sollte eine programmatische Kurzformel seines Wirkens als Papst sein. Als einer, der immer um seine Wurzeln wusste, wuchs er als Papst weit über seinen bisherigen Auftrag hinaus und wurde zum Pontifex in einer Welt voller Umbrüche.
Was von Joseph Ratzinger und Papst Benedikt XVI. bleiben und unsere Zeit überdauern wird, sind sein theologisches Werk, sein Nachdenken, seine Weisheit, seine Kultur, sein Glaube, der immer im Dialog mit der Vernunft steht, seine Aufmerksamkeit den verschiedenen Denkbewegungen gegenüber, seine Angstlosigkeit vor der Konfrontation mit anderen Ideen und Positionen und seine Überzeugung, dass Glaube und Intelligenz sich niemals fremd sind, und dass der Glaube gerade deshalb eine Perspektive der Hoffnung für alle Menschen eröffnet.
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