"Die Zentralität der Gottesfrage ist wohl das große Erbe Papst Benedikts", sagte Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics beim feierlichen Requiem für den am Silvestertag verstorbenen emeritierten Papst am 15. Jänner 2023 im Eisenstädter Dom.
Der verstorbene Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. ist auch im Amt des Papstes letztlich ein unermüdlicher und demütiger Pilger geblieben, "dem es immer um den Glauben an Jesus Christus und den Auftrag der Kirche ging", betonte der Bischof.
"Das Ringen um den Glauben an jenen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart und sein wahres Gesicht gezeigt hat, kennzeichnet sein ganzes Leben und Sein."
Benedikt XVI. habe Jesus Christus in den Mittelpunkt gestellt. In diesem Zusammenhang erinnerte der Eisenstädter Bischof auch an den Papstbesuch in Österreich 2007, den Bischof Zsifkovics selbst als damaliger Bischofskonferenz-Generalsekretär mit vorbereitet hatte. "'Auf Christus schauen!', hat er uns bei seinem Besuch gesagt", wiederholte Bischof Zsfikovics das zentrale Motto der damaligen Visite von Papst Benedikt XVI. Eine der zentralen Botschaften des Papstes sei gewesen, "dass das Christentum mehr und etwas anderes ist, als ein Moralsystem, als eine Serie von Forderungen und von Gesetzen", sondern "das Geschenk einer Freundschaft mit Gott".
Benedikt XVI. sei "Mensch, Christ, Gelehrter, Hirte, Papst und Suchender" gewesen, "ein demütiger Mensch, tiefgläubiger Christ, weiser Bischof und hoch intelligenter Theologe", würdigte der Eisenstädter Bischof den Verstorbenen und kritisierte gleichzeitig die Beschreibung Benedikts mit "flapsigen Attributen" wie "Panzerkardinal" oder "Rottweiler Gottes" auch in so manchen Nachrufen. Auch die Reduzierung des Pontifikats auf Benedikts Rücktritt als Papst "tritt viel zu kurz und zeigt zugleich viel Unverständnis", sagte Bischof Zsifkovics.
Der verstorbene Papst sei "oftmals kritisiert und missverstanden" worden, dennoch aber geduldig, mutig und von ansteckender Gelassenheit geprägt geblieben, so der Bischof weiter. Benedikt sei kein Feind der Moderne gewesen, stellte der Bischof fest. "Er blieb bis zuletzt ein moderner, den Zeitströmungen aufgeschlossener, offener und weit denkender Mensch, Theologe und Wissenschaftler, aber er war nicht modisch. Nie ging es ihm um seine Person, sondern um den Auftrag, der ihm übertragen wurde. Papst Benedikt hat geführt, in dem er Orientierung gegeben hat."
Benedikt XVI. habe dabei keine Angst vor der Konfrontation gehabt. "Er schaute in großer Weitsicht auf die großen Fragen: auf die Verdunkelung der Gegenwart Gottes am Horizont der heutigen Menschheit, auf die Fragen nach der Zukunft der Kirche, besonders in seiner Heimat und in Europa." Benedikt XVI. habe den Menschen gelehrt, dass der Glaube vernünftig ist und auf begründete Kritik reagieren könne. "'Wo Gott ist, ist Zukunft!' und „Wer glaubt, ist nie allein!“ sind die überzeugenden Kurzformeln seines Glaubens und großen Vertrauens", so Bischof Zsifkovics.
Geleitet wurde der feierliche Gedenkgottesdienst um 17:00 Uhr von Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics in Konzelebration mit Altbischof Paul Iby und einer großen Anzahl von Priestern. Mitgestaltet haben: die Polizeimusik Burgenland, das Streichquartett des Joseph-Haydn-Konservatoriums, die Männerskola der Domkirche, als Kantor Bischofssekretär MMag. Ivan S. Vukčević, Sopranistin Parisa Weber und an der Orgel Mario Weber, stellvertretender Dom- und Diözesanmusikdirektor, der auch für die gesamte musikalische Gestaltung verantwortlich war. Die Gesänge waren in deutscher und lateinischer Sprache, sowie auch in kroatischer Sprache der Antwortpsalm (Stefan Kocsis) und der Ruf vor dem Evangelium/Halleluja (Stefan Bubich) aus dem neuen „Liturgischen Gesangbuch der Diözese Eisenstadt“.
Bilder: Diözese Eisenstadt / Franz Josef Rupprecht