Thronfolger Franz Ferdinand
„DIE ABENTEUERLICHEN GERÜCHTE, WELCHE ÜBER MICH IN UMLAUF GESETZT WERDEN“
Die widersprüchliche Persönlichkeit des Thronfolgers Franz Ferdinand
„Er gilt als das große Rätsel, als das geheimnisvolle ´X" – das Dilemma, das hier in einer Armee-Zeitung anlässlich Franz Ferdinands 50. Geburtstag im Dezember 1913 anklingt, bestimmt bis heute jede Annäherung an die tragische Gestalt dieses Thronfolgers. In Graz 1863 als Sohn von Kaiser Franz Josephs Bruder Carl Ludwig geboren, verliert “Franzi”, wie er in Kindertagen gerufen wird, bereits mit sieben Jahren seine Mutter Maria Annunziata von Bourbon-Sizilien, die sein Vater erst im Oktober 1862 ehelichte. Sie stirbt an einem Lungenleiden, das sie auch an ihren erstgeborenen Sohn vererben sollte. Quälende Therapien, monatelange Trennung von der Familie, ausgedehnte Kuraufenthalte unter der Kontrolle von Hofärzten verdüstern seine Kindheit und Jugend. Erst seine Stiefmutter Marie Therese von Braganza, die sein Vater 1873 ehelicht, bietet ihm wieder Halt und Zuneigung. Die Eltern kostet es viel Mühe, aus dem kleinen und stets kränkelnden Franz Ferdinand einen fleißigen, folgsamen und friedfertigen Spross des Kaiserhauses zu formen. Als solcher muss er lange - und schließlich auch vergeblich – auf die Thronübernahme warten.
Mit dem Attentat von Sarajewo vom Juni 1914, das den Ausbruch des Ersten Weltkriegs markiert, gerät er auch als historische Person unter die Räder des Kriegsgeschehens, wird doch dadurch seine Persönlichkeit gleichsam auf seine Rolle als vergeblicher Thronanwärter reduziert. Der Kunst- und Kulturhistoriker Hanne Etzlstorfer rückt daher den Charakter Franz Ferdinands in den Fokus und stützt sich dabei vorrangig auf Briefe und Selbstzeugnisse Franz Ferdinands wie auch seiner „Allerhöchsten Familie“, ergänzt durch zeitgenössische Pressestimmen. Dadurch zeichnet sich ein facettenreicheres Porträt dieser widersprüchlichen Persönlichkeit ab, die noch immer im Schatten der nostalgisch verklärten Akteure des Hauses Habsburg steht.
Referent: Dr. Hannes Etzlstorfer
Kunst- und Kulturhistoriker, Ausstellungskurator und Kulturjournalist, Autor zahlreicher Bücher zum Thema Habsburg wie Die Reisen der Habsburger, Tafeln mit dem Kaiser, Mayerling 1889: Ein Mythos entsteht, Habsburgs schönste Residenzen, Kronprinz Rudolf "Alles ist besser als die Wahrheit", Kaiserin Elisabeth „Wäre Sie so gut wie schön, dann wäre es leicht“ oder Kaiser Franz Joseph "Ich bin mit meiner Arbeit nicht fertig geworden". Jüngst auch in mehreren TV-Folgen von „Erbe Österreich“ zu Gast.
Siehe auch youtube-Videos: http://hdb-eisenstadt.at/kaiserkarl
Weitere Produktionen der "Werkstatt media" des Bildungs- und Kommunikationszentrum "Haus der Begegnung" der Diözese Eisenstadt unter https://www.hdb-eisenstadt.at/ladislaus und https://www.hdb-eisenstadt.at/media