Details zum Ablauf folgen!
Angesichts von Terror, Gewalt, Krieg und Ausgrenzung von Minderheiten stellt sich die Frage nach Zusammengehörigkeit, Respekt, Friedfertigkeit und Sinn - die großen Fragen der Menschlichkeit.
Als Zeitpunkt für das Nachtgebet 2025 ist bewusst der 10.4.2025 gewählt, dies ist der Vorabend des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald, am 8.4. ist der Internationale Tag der Roma.
Auch der Ort ist bewusst gewählt. Lackenbach gehörte zu den Fürstlich Esterházyschen Siebengemeinden mit weitgehend autonomer innerjüdischer Verwaltung. Der jüdische Friedhof ist bis heute erhalten und zählt fast 1800 Grabsteine. Neben Jüdinnen und Juden sind – durch einen Zaun getrennt - auch Rom:nja und Sinti:zze begraben. 1940 richtete die SS ein Anhaltelager ein. Zeitweise waren bis zu 2335 Rom:nia und Sinti:zze im Lager zusammengepfercht. Die Mehrzahl von ihnen kam später im Ghetto Lodz oder in den deutschen Konzentrationslagern im besetzten Polen ums Leben. 1942 wurde die Lackenbacher Synagoge gesprengt.
Am 6. Oktober 1984 konnte auf Initiative des Kulturvereins österreichischer Rom:nia ein Mahnmal für die Opfer des Lagers Lackenbach eingeweiht werden.
Der Ort, die Menschen, die Gebete und Texte und vor allem die Musik machen aus jedem Nachtgebet ein nachhaltiges Ereignis. Indem wir Hörende werden, kann uns auch bewusstwerden, was war, was ist und was sein könnte.
Harri Stojka ist internationaler Star-Gitarrist, ein Musiker von Weltruf und einer der bedeutendsten Jazzmusiker Österreichs. Er zählt zu den bekanntesten Roma Österreichs. Musik ist die Weltsprache, der sich Harri Stojka immer neugierig, offen und mit großem künstlerischem Ausdruck souverän bedient.
Harri Stojkas Vater Johann »Mongo« Stojka überlebte als eines von wenigen Familienmitgliedern den Völkermord der Nationalsozialisten an den Sinti:zze und Rom:nja, den Porajmos. Als 13-Jähriger verfasste er im Konzentrationslager Buchenwald ein kleines Buch mit Gedichten und Zeichnungen. Diese waren über acht Jahrzehnte verschollen und lagen in verschiedenen Archiven. Im Jänner 2024 wurden die Gedichte erstmals im Londoner Imperial War Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
„Mein Vater schrieb Gedichte in der Hölle“, sagte Harri Stojka. Für ihn haben die Gedichte denselben Stellenwert wie das Tagebuch der Anne Frank. Diese verschollenen KZ-Gedichte und die Musik Harri Stojkas sind Herzstück des Nachtgebets.
Menschlichkeit voranzustellen, sie zu kultivieren, ist unser aller
(Bildungs-)Aufgabe.
Die Tagebücher der jungen Niederländerin Etty Hillesum sind ebenfalls ein bewegendes Dokument des Holocaust. Mehr noch, sie wurden als philosophische Lebenskunst, Mystik des Alltags und Ethik des Mitleidens gerühmt. Als Jüdin wurde Etty Hillesum im Alter von 29 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet. Ihre Gedanken und Gefühle in ihrem Tagebuch sind ein Beispiel dafür, dass tiefe spirituelle und mystische Erfahrung jedem Menschen zugänglich ist. Ihre Texte sind unvergleichlich. Etty Hillesum berührt in ihrer Menschlichkeit.
Die Welt wieder aus dem Abgrund ziehen. Ein großes Wort. Doch beginnt es immer mit Gedanken, Worten, Handlungen von uns allen. Im Aufeinander-Zugehen, gemeinsamen Gebet, in der Musik können wir Gräben
überwinden.
Wie es ist, in Freiheit leben zu wollen, beantwortet der Autor, Germanist und Künstler Siegmund Kleinl. Seine literarischen Texte und Gedichte sind bereits seit dem ersten Nachtgebet essenziell und zentral.
Mit Harri Stojka, Siegmund Kleinl
In Kooperation mit der PH Burgenland und der KAB
Eine Veranstaltung der Reihe "Frieden geben - Demokratie stärken", gefördert von der Österreichischen Gesellschaft für politische Bildung.