Smile Fotografie, Sandra Guttmann
26.03.2020
Zum 5. Fastensonntag 2020
(von Propstpfarrer Mag. Wilhelm A. Ringhofer)
EINSTIMMUNG:
Mit diesem Sonntag, dem letzten vor dem Palmsonntag, vor der Karwoche, beginnt die sogenannte "Passionszeit". Die Passion Christi, das Leiden Christi wird in der Volksfrömmigkeit seit dem Mittelalter auch auf die der Karwoche vorausgehende Woche ausgedehnt. Der fünfte Fastensonntag wird daher gerne "Passionssonntag" genannt, was deutlich sichtbar durch das Verhüllen der Kreuze und mancherorts auch der Bilder ("Fastentuch") zum Ausdruck kommt.
EVANGELIUM:
Die Auferweckung des Lazarus (Johannes-Evangelium, Kapitel 11, Verse 1-45)
Ganz markante Aussagen sind in diesem heiligen Text zu finden. Als Jesus erfährt, dass sein Freund krank ist, geht er nicht sofort zu ihm. Dann, in Betanien angekommen, findet Jesus eine große Trauergemeinde vor und die beiden Schwestern des Toten, Marta und Maria. Marta macht Jesus Vorhaltungen wegen seines verspäteten Kommens; in der Folge entfaltet sich ein tiefsinniger Dialog zwischen den beiden. Jesus erwidert dabei: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt wird Leben, auch wenn er stirbt." Die Antwort der Marta ist ein Glaubensbekenntnis: "Ja, Herr, ich glaube, dass Du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll." Dann weint Jesus innerlich erregt am Grab des toten Freundes. Schließlich die Auferweckung: "Lazarus, komm heraus (aus dem Grab)! Da kam der Verstorbene heraus" und Jesus sagte: "Löst ihm die Binden und lässt ihn weggehen!"
GEDANKEN DAZU:
Es ist sinnvoll den ganzen Textabschnitt in der Hl. Schrift nachzulesen.
* Jesus lässt sich auf die Trauer der beiden Schwestern und der Anwesenden ein. Er weint. In einer solchen Situation braucht es keine langen Reden und keine frommen Sprüche. Es zählt die stille Anteilnahme, das bloße Da-Sein und das Schweigen.
* Wer von uns kennt das nicht? Alles scheint wie tot, öd, trost- und sinnlos; man ist ausgetrocknet, verzagt und mutlos.
* Ist nicht die derzeitige Lage der ganzen Welt eine solche Grenzerfahrung durch die Gefahr des überall lauernden Corona-Virus? Zuerst in China, plötzlich in Italien und im eigenen Land, dann überall in Europa, in Amerika und auf allen Kontinenten.
Trifft das Virus Bekannte, Freunde, etwa gar meine Familie und auch mich?
Gibt es Rettung, wird es Heilung geben?
* "Ich bin die Auferstehung und das Leben."
Das ist der Schlüsselsatz, die ganze Mitte des heutigen Evangeliums.
Was bewirkt dieser Satz wenn ich ihn lese oder höre?
Ist er mir Kraft zum Leben, schenkt er Mut, Vertrauen und Zuversicht?
Oder ist er kirchliches Gerede, eine fromme Floskel?
* Jesus bindet dieses Wort an seine Person. Ich bin. Diese beiden Worte bezeichnen den Namen Gottes im Ersten Testament (Buch Exodus, Kapitel 3).
Ich bin - das ist Gott.
Sich an Jesus binden in Gedanken, im Gebet, im Lesen der Bibel, im Nachdenken über sein Leben und seinen Glauben.
Ist meine Beziehung zu Jesus so etwas wie Freundschaft?
Bin ich mit Jesus auf "Du und Du"?
Schenke ich ihm Momente des Innehalten im Alltag?
Zeigt sich meine Jesus-Beziehung im Umgang mit den Mitmenschen?
* "Lazarus, komm heraus." Der Ruf Jesu klingt wie ein Befehl. Und er kommt.
Nach dem Wort des Todes spricht Gott das Wort des Lebens.
Der Tod hat nicht das letzte Wort, das Grab ist nicht der letzte Ort.
Das ist die Frohe Botschaft des Passionssonntag.
Auch heuer, in dieser unglaublichen Situation aller (!) Menschen.
BITTEN:
- Nimm alles Dunkel von uns, damit Dein Licht und Dein Leben uns Helligkeit schenken.
- Lass uns die Schönheit Deiner Schöpfung gerade jetzt im Frühling erkennen.
- Tröste alle, die durch Krankheit und Leid an den Gräbern ihrer Angehörigen und Freunde stehen, lass sie wieder Sinn für ihr Leben finden.
VATER UNSER.
GEBET ZUM SCHLUSS:
Gott, unser Vater, Du bist mit uns auf dem Weg durch das Leben. Du stärkst uns durch Dein Wort, durch das Gebet und die Feier der Eucharistie. Beschütze uns vor allen Gefahren und bewahre uns in Deiner Liebe. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
(Text: Propstpfarrer Mag. Wilhelm A. Ringhofer, Eisenstadt * Oberberg und Kleinhöflein)