Gründonnerstag, 9. April 2020
(von Propstpfarrer Mag. Wilhelm A. Ringhofer)
DIE HEILIGEN DREI TAGE * DAS TRIDUUM PASCHALE - DIE ÖSTERLICHEN DREI TAGE
Diese Zeit ist der Höhepunkt des Kirchenjahres. Wir feiern den innersten Kern unseres christlichen Glaubens: Jesus hat als Mensch gelebt, ER ist gestorben, ist hinabgestiegen in das Reich des Todes und am dritten Tag auferstanden. An den drei Tagen Gründonnerstag - Karfreitag - Karsamstag/Osternacht wird das gefeiert. Deshalb sind diese heiligen drei Tage als Einheit zu sehen; gleichsam als eine einzige Gottesdienstfeier, die sich über drei Tage erstreckt. Dabei wird deutlich, dass Angst und Trauer, Leiden und Tod, Hoffnung und Auferstehung untrennbar zusammengehören. Sie sind die verschiedenen Seiten ein und desselben Heilsgeschehens.
GRÜNDONNERSTAG
HINFÜHRUNG:
Der Gründonnerstag (auch "Hoher Donnerstag" genannt wegen seines reichen inneren Gehaltes) hat seinen Namen vom mittelhochdeutschen Wort "greinen" oder "grienen", vom klagenden Weinen, da am Abend dieses Tages das Leiden Christi begonnen hat.
Seine Liturgie ist die Feier von Erinnerungen:
∗an den Auszug der Israeliten aus dem Sklavenhaus Ägypten (vgl. Buch Exodus, Kapitel 12, Verse 1-14);
∗an die Feier des Letzten Abendmahles (vgl. 1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth, Kapitel 11, Verse 23-26), das das Vermächtnis Jesu an seine Kirche ist ("Tut dies zu meinem Gedächtnis!" (Lukas-Evangelium, Kapitel 22, Vers 19; vgl. 1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth, Kapitel 11, Vers 25));
∗und an die Fußwaschung, die Jesus nach der Abendmahlfeier vor seinem Leiden an seinen Jüngern vollzogen hat (Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Verse 1-15).
Die Fußwaschung wird nur im Johannes-Evangelium beschrieben, die anderen Evangelien berichten sie nicht; Matthäus, Markus und Lukas hingegen berichten über das Letzte Abendmahl, was bei Johannes "fehlt". Bei Johannes kommt durch die Fußwaschung das Liebesgebot zum Ausdruck, das "Neue Gebot" (Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Vers 34; Kapitel 15, Verse 12 u.17). Das bringt zum Ausdruck was der tiefste Sinn der Eucharistie ist, die Liebe. Eucharistie und Liebesgebot hängen unmittelbar zusammen.
GEDANKEN:
Ein Satz des Evangeliums der Fußwaschung berührt mich jedes Mal, wenn ich diese Stelle lese; Jesus sagt: "Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe." (Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Verse 12-15).
Jesus "zeigt" sich nun den Seinen ganz offen. ER ist der CHRISTUS, der MESSIAS, der Retter der Welt. Seine Stunde ist nun gekommen.
Beim Mahl gibt er seinen Leib und sein Blut als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart und in der Fußwaschung gibt er uns das Beispiel, wie wir miteinander umgehen sollen.
STILLE * MEDITATION
- Wie halte ich es mit der Eucharistie, dem Empfang und der Verehrung der Eucharistie?
- Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um, dort wo ich lebe? Wie ist mein Bild vom Menschen; bin ich ein Menschenfreund?
- Nach seiner Verhaftung hat Jesus einem hohepriesterlichen Knecht das Ohr geheilt, das Petrus zuvor abgeschlagen hat; Jesus antwortet seinen Verhörern aufrecht, auf Augenhöhe, er verschleiert nichts und verbiegt sich nicht. Dann schweigt er. Kein böses Wort kommt über seine Lippen.
- Wie geht's mir damit, wenn ich das lese oder höre?
- Petrus verleugnet Jesus in dieser Nacht. Das Lukas-Evangelium (Kapitel 22, Verse 54-62) berichtet, Jesus habe ihn nur still angeblickt, Petrus ging weg und weinte. Gibt es in meinem Leben ähnliche Situationen? Wie ging es mir damals, und heute wenn ich daran denke?
- Wie gehe ich mit unausweichlichen Situationen um? Gerate ich in Panik oder bleibe ich ruhig?
GEBET * STILLE:
Für wen möchte ich an diesem Abend beten?
Wofür danke ich Gott und meinen Mitmenschen?
Was belastet mich in meinem Leben?
VATER UNSER.
SEGENSGEBET:
Gott, unser Vater. Wir Menschen leben in einer schwierigen Zeit. Schenke uns deinen langen Atem. Stärke unseren Glauben an eine gute Zukunft für alle in unserer Welt. Segne uns mit Geduld und immer tieferer Liebe zueinander. Bleib uns nahe, lebendiger Gott. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Zusammenstellung: Propstpfarrer Mag. Wilhelm A. Ringhofer, Eisenstadt * Oberberg und Kleinhöflein