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Blick 01/2018
Liebe Schwestern und Brüder in unserer Pfarre Kleinhöflein; liebe Gäste unserer Pfarrgemeinde!
Vor fünf Jahren, am 13. März 2013, wurde der Erzbischof von Buenos Aires in Argentinien in Südamerika, Jorge Mario Kardinal Bergoglio, in einem kurzen Konklave im fünften Wahlgang zum Papst gewählt. Als im Konklave immer mehr Stimmen auf ihn fielen umarmte ihn ein befreundeter Kardinal und sagte: "Jorge, vergiss die Armen nicht!"
Das mag unter anderem der Anstoß gewesen sein, dass der neue Papst sich erstmals in der Ge schichte den Namen "Franziskus" wählte; den Namen des "Poverello" aus Assisi, ein Name, der Programm ist.
Bei seinem Amtsantritt sagte Papst Franziskus, der stets ganz bewusst für sein Amt in der Kirche die Bezeichnung "Bischof von Rom" wählt: "Die wahre Macht besteht im Dienen. Der Papst muss allen dienen, besonders den ganz Armen, Schwa chen und Geringen." Seine Aussagen bekräftigt er sich Menschen am Rande der Gesellschaft zuwendet.
Zentrale Themen bei seinen Ansprachen sind stets auch die Bereiche Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Mit scharfen Worten kritisiert er die ungerechten Strukturen und Handlungen des Kapitalismus, die "die Ge sellschaft zerrütten, den Menschen zum Sklaven machen, die Geschwisterlichkeit unter den Men schen zerstören, Völker gegeneinander aufbrin gen und unser gemeinsames Haus, die Schwester und Mutter Erde, gefährden."
Ich finde die Einschätzung einer italienischen Politikerin, wonach Papst Franziskus "zur welt weiten Führungsfigur mit der höchsten Glaub würdigkeit und Integrität" geworden ist, als sehr zutreffend.
Was die Kirche betrifft, wünscht sich der Bischof von Rom eine "arme Kirche für die Armen". Er selbst lebt dies auch vor; immer wieder betont er die Notwendigkeit von Reformen auf allen Ebe nen in der Pfarre, der Diözese, der römischen Kurie (hier hat er eigens eine ständige Reform kommission eingerichtet), selbst im Papstamt. Er geißelt "klerikale Krankheiten" wie Eitelkeit, Selbstbezogenheit und Karrierismus.
Bei seinen Reisen zieht es ihn "an die Ränder der Welt"; mehrheitlich ernennt er Kardinäle aus diesen scheinbar unbedeutenden Weltgegenden; immer wieder setzt er antiinstitutionelle Gesten und er sprengt den protokollarischen Rahmen.
Zentral ist seine "Pastoral der Barmherzigkeit", die kirchliche Dogmen und Moralvorschriften zwar nicht aufhebt, aber im Einzelfall kreative, pastorale Lösungen sucht, die den Bedürfnissen des Menschen in seiner konkreten Lebenslage entgegenkommen.
Sowohl hinsichtlich seiner Bestrebungen für eine Strukturreform innerhalb der Kirche, als auch hinsichtlich seines seelsorglichen Ansatzes sieht sich Papst Franziskus mit nicht geringem inner kirchlichen Widerstand, ja mit massiver Ableh nung und Anfeindung konfrontiert.
Für mich persönlich ist Papst Franziskus ein gro ßes Zeichen der Hoffnung und ein großer Segen für die Kirche und die Welt. Aber allein kann er "keine Wunder" wirken. Er braucht viele Men schen aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Bereichen, die ihn stützen und unterstützen, die seine Vision von Kirche und Welt teilen und an der Verwirklichung dieser Vision mitzuwirken bereit sind.
Das meint und dafür betet Ihr
Pfarrer Willi Ringhofer